Michael Doolin ist seit 36 Jahren im Personalwesen tätig. Er war Personalleiter bei PwC, British Airways und DPD.
Er sagt, dass Mitarbeiter oft nicht die Anerkennung oder das Feedback bekommen, das sie sich von ihren Chefs wünschen.
Der HR-Veteran verrät, auf welche Anzeichen Mitarbeiter achten können, die darauf hindeuten, dass sie gut in ihrem Job sind.
Dieser Essay basiert auf einem transkribierten Gespräch mit Michael Doolin, einem ehemaligen HR-Direktor bei PwC, British Airways und DPD mit Sitz in Irland. Der folgende Text wurde aus Gründen der Länge und Klarheit überarbeitet.
Nach 36 Jahren in der Personalbranche wird einem einiges über die Menschen klar. Ich denke, dass 50 Prozent der Arbeitnehmer gute Arbeit leisten und am Ende des Tages einfach nur ein „Danke“ wollen. Zu viele Arbeitgeber verkennen, dass eine einfache Anerkennung sehr viel dazu beitragen kann, die Mitarbeiter bei der Stange zu halten.
Die Menschen wissen nicht immer, wo sie bei der Arbeit hinsichtlich ihrer Leistung stehen. Ehrgeizige Menschen, die auf eine Beförderung aus sind, suchen täglich nach Anerkennung. Subtile Andeutungen – zum Beispiel, dass der Chef jemanden zum Mittagessen einlädt oder mehr Zeit mit jemandem verbringt – können ein Gefühl der Ungleichheit erzeugen, das im Extremfall Gefühle von Stress, Angst und Unsicherheit verstärken kann.
Das Leistungsmanagement sollte ebenso wie die Mitarbeiterbeurteilung regelmäßiger als nur einmal im Jahr durchgeführt werden. Es sollte eine ständige Diskussion zwischen euch und eurem Chef sein. Es gibt ein großartiges Mantra von einem früheren Chef von mir: Es sollte keine Überraschungen geben. Um das zu gewährleisten, sollten Arbeitgeber das ganze Jahr über Gespräche und Leistungsbeurteilungen führen.
Für mich geht es bei einer guten Arbeit darum, wie sehr man sich weiterentwickelt, wie sehr man einen Mehrwert schafft und wie sehr man anerkannt wird. Wenn sich euer Chef nicht zu eurer Leistung äußert, sind dies Anzeichen dafür, dass ihr bei der Arbeit noch immer gute Leistungen erbringt.
Die Leichtigkeit, mit der ihr eure Arbeit erledigen könnt – unabhängig davon, wie herausfordernd oder umständlich sie sein mag –, ist ein guter Indikator für eure Leistung. Vielleicht stellt ihr fest, dass eure E-Mails weniger werden oder dass euer am Ende des Tages, der Woche oder des Monats Zeit haben, weil ihr zu viel geleistet habt.
Wenn ihr dagegen mehr Papier in der linken unteren Schublade aufbewahrt, weil ihr es nicht geschafft habt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass ihr nicht genügend Leistung bringt.
Ein nicht enden wollender Posteingang bedeutet jedoch nicht, dass ihr schlecht arbeitet. Automatisiert so viel wie möglich und setzt auf Technologie und bessere Verfahren. All dies sind Anzeichen für einen proaktiven Lernenden. Richtet eure E-Mail-Regeln ein, damit ihr nur die wirklich wichtigen Dinge seht.
Wenn ihr eure Arbeit plant und Prioritäten setzt, ist das ein Zeichen dafür, dass ihr gut arbeitet. Euer Chef sollte keine Überraschungen erleben. Wenn ihr Dinge bis zur letzten Minute aufschiebt und übereilte Antworten geben, zeugt das nicht von Kompetenz.
Ihr könnt regelmäßig Berichte und Aktualisierungen liefern und pünktlich zur Arbeit erscheinen.
Wenn ihr positive Kommentare von Kollegen, Klienten und Kunden zu arbeitsbezogenen Angelegenheiten erhaltet, ist das ein Zeichen dafür, dass ihr etwas richtig machen.
Einer der wichtigsten Hinweise auf eure Leistung ist euer Engagement bei der Arbeit, sowohl informell als auch formell. Engagement kann sich auf verschiedene Weise zeigen: Anwesenheit, Auftreten, Zusammenarbeit mit Kollegen, E-Mails, die nach oben oder unten gehen, und allgemeine intellektuelle Neugier oder Teilnahme an Sitzungen, Versammlungen oder Gesprächen am Arbeitsplatz.
Für einen Arbeitgeber ist es von entscheidender Bedeutung, seine Mitarbeiter und ihre Arbeitsweise kennenzulernen. Das wird unterschätzt.
Menschen verhalten sich anders, wenn sie unter Druck stehen. Arbeitgeber können diese Stresspunkte erkennen, wenn sie die Motivationen und Stimmungen der betreffenden Person besser einschätzen können. Das geht am besten, wenn man Zeit mit ihnen verbringt.
Ein Arbeitsumfeld sollte sich nicht nur auf den Arbeitsplatz konzentrieren. Wir müssen uns daran erinnern, dass der Einzelne einzigartige Talente mitbringt. Daher ist es wichtig, die Person als Ganzes zu sehen und nicht nur das, was sie für ihre täglichen Aufgaben mitbringt – sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer.
Wenn ihr bei der Arbeit gute Leistungen erbringen, bringen ihr wahrscheinlich Lösungen und keine Probleme ein. Vielleicht kommt ihr zu Besprechungen mit Ideen, die ihr euch ausgedacht und recherchiert habt. Es ist nützlich, eine gut bewertete Lösung zu finden. Und wenn ihr einen Fehler macht, gebt ihr ihn zu und habt eine Lösung parat.
Ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Arbeit gut läuft, ist eure Neugier. Ihr stellt Fragen und seid sehr wissbegierig. Ihr stellt vielleicht interne Prozesse infrage, zum Beispiel warum Dinge auf eine bestimmte Weise ablaufen. Und ihr versucht, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und neue Möglichkeiten zu schaffen. Das zeigt, dass ihr wissbegierig seid und einen Mehrwert schaffen wollt.
Wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr Feedback braucht, bittet darum. Fragt eure direkte Vorgesetzte oder Vorgesetzten: Wie mache ich mich? Was mache ich gut? Was mache ich nicht gut? Sagt, dass ihr euch über regelmäßiges Feedback freuen würdet. Und schlagt vor, euch am Ende des Tages 15 Minuten Zeit zu nehmen. Das kann auch informell geschehen.
Ähnlich wie bei einem Rennen könnt ihr immer eure eigenen Bestzeiten festlegen und eure eigenen Meilensteine setzen. Sei es, dass ihr euren Posteingang auf null reduzieren oder einen neuen Kunden gewinnen. Dazu könnt ihr ein Arbeitsplatz-Tagebuch führen oder eure eigenen KPIs festlegen.
Nehmt auch eine Perspektive ein. Viele Menschen konzentrieren sich auf ihre Selbstverwirklichung in Bezug auf ihre Arbeit und nicht auf ihr Leben. Definiert euren Wert und euren Status nicht nur über eure Position bei der Arbeit. Denkt auch daran, was für ein gutes Kind, Partner, Elternteil oder Freund ihr seid.