Die englische Nationalmannschaft stand wie schon 2021 im Finale, die schottischen Fans sorgten in der Vorrunde – anders als ihre Mannschaft auf dem Platz – für ordentlich Betrieb.
Ganz klar, die Teams von der Insel haben der Fußball-EM in Deutschland ihren Stempel aufgedrückt. Nun steht bereits das nächste Sport-Großereignis an: In Paris finden vom 26. Juli bis 11. August 2024 die Olympischen Sommerspiele statt.
Teams oder Athletinnen und Athleten, die dort unter englischer oder schottischer Flagge antreten, sucht man in den Start-Listen aber vergebens. Auch im Medaillenspiegel werden die beiden Länder nicht auftauchen. Warum ist das so?
England und Schottland sowie Wales und Nordirland sind Teil des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. Die vier Landesteile sind autonome Teilstaaten eines übergeordneten Staatenbundes. Sportlerinnen und Sportler aus diesen Ländern treten bei Olympia unter britischer Flagge an.
Das ist beim Großteil der Sportarten übrigens bei allen internationalen Wettkämpfen so, nicht nur bei Olympia. „God Save the Queen (mittlerweile ‚King‘)“ statt „Flower of Scotland“: Der schottische Tennis-Profi Andy Murray gewann nicht nur seine beiden olympischen Goldmedaillen 2012 und 2016 für Großbritannien. Er holte 2015 mit Team GB den Davis Cup und ist auch in der Tennis-Weltrangliste als Brite gelistet.
Der Fußball bildet in dieser Hinsicht wie einige wenige andere Mannschaftssportarten (z.B. Rugby) eine Ausnahme: Die Fifa erkennt die vier einzelnen Nationalverbände als eigenständig an. Großbritannien ist derweil kein Fifa-Mitglied.
Auch bei Golfturnieren sieht man neben dem Namen der Spieler der PGA-Tour englische, nordirische, schottische oder walisische Flaggen. Bei Olympia in Paris spielen die Golf-Stars aus diesen Ländern aber für Großbritannien um Medaillen.
Im Fußball wurde die Fifa-Sonderregelung, dass mehr als eine Mannschaft aus Großbritannien bei Wettbewerben des Fußball-Weltverbandes teilnehmen darf, bereits 1910 beschlossen.
Von zahlreichen anderen Sport-Verbänden und eben auch dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wird dagegen nur das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland als Teilnehmer-Nation anerkannt, nicht aber die einzelnen Teilstaaten.
Im Männer-Fußball verzichtet Großbritannien, das 1908 und 1912 noch Gold holte, seit 1976 auf eine Teilnahme, machte nur bei den Sommerspielen 2012 in London eine Ausnahme. Damals wurden allerdings aus Leistungsgründen keine nordirischen und schottischen Spieler in den Olympia-Kader berufen.
Sommerspiele in Paris
Die britischen Frauen nahmen 2012 und 2021 an Olympischen Spielen teil, blieben aber jeweils ohne Medaille. Die Qualifikation für Großbritannien für Olympia in Tokio bestritt auf Geheiß der Fifa die englische Frauen-Nationalmannschaft, die das Ticket durch das Erreichen des WM-Halbfinals sicherte. In Tokio standen schließlich neben 15 Engländerinnen zwei Schottinnen und eine Waliserin im Kader.
Auch ohne die Fußball-Medaillen landete Großbritannien 2012 bei den Spielen in London auf Platz drei des Medaillenspiegels. Vier Jahre später reichte es in Rio de Janeiro sogar für Platz zwei. In Tokio verpasste das Team UK als Vierter knapp das Treppchen. Und Andy Murray? Der wird nach den Spielen seine Tennis-Karriere wohl beenden. Sehr zum Bedauern seiner schottischen und britischen Fans …