Wer wird Torschützenkönig dieser EM? Sechs Spieler liegen in der Wertung aktuell vorn, aber nur zwei von ihnen können auch am Sonntag im Finale zwischen England und Spanien noch treffen. Dabei zählt aber nun nicht mehr, was sie zuvor darüber hinaus geleistet haben.
Der Rekord gilt seit der Fußball-Europameisterschaft 2012: Damals teilten sich gleich sechs Spieler mit je drei Treffern den Titel des EM-Torschützenkönigs. Das gleiche Phänomen kann sich nun bei dieser EM, die mit dem Endspiel zwischen Spanien und England am Sonntag in Berlin (21.00 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) endet, wiederholen.
Interessant dabei: Die Uefa hat dafür kurzfristig eine Neuerung vorgenommen.
Die Ausgangslage ist folgende: Cody Gakpo (Niederlande), Harry Kane (England), Georges Mikautadze (Georgien), Jamal Musiala (Deutschland), Dani Olmo (Spanien) und Ivan Schranz (Slowakei) liegen im Rennen um den „Golden Boot“, die Auszeichnung für den besten EM-Torschützen, aktuell vorn.
Die Uefa bestätigte nun auf Nachfrage: Die Anzahl der erzielten Tore ist das einzige Kriterium, das zählt. Es wird bei dieser EM also eher sechs oder noch mehr Torschützenkönige geben, als dass Torvorlagen oder Einsatzminuten in der Wertung berücksichtigt werden.
Die Bundesliga-Profis Kane (Bayern München) und Olmo (RB Leipzig) sind die beiden einzigen Spieler aus dem Kreis der sechs Führenden, die im Endspiel am Sonntag noch treffen können. Zwei weitere Finalisten haben mit je zwei Turniertoren aber auch noch gute Chancen: Englands Jude Bellingham und der Spanier Fabian Ruiz.
Treffen im Finale weder Kane noch Olmo, wäre der Spanier an sich der beste Schütze des Turniers – wenn es denn nach den bisherigen Regeln ginge. Der Star von RB Leipzig hat nämlich neben den drei Treffern zwei weitere Tore vorbereitet, so viele wie kein andere der Top-Torjäger. Genau das zählt aber jetzt nicht mehr, um die Trophäe des Goldenen Schuhs zu erhalten. Das bestätigte der europäische Fußballverband kurz vor diesem Finale. Erzielen Kane und Olmo am Sonntag noch einmal die gleiche Anzahl an Toren, teilt sich das Duo also die Trophäe.
Olmo selbst steht vor den bislang wichtigsten Tagen seiner Karriere. Zum ersten Mal ist der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler im Finale eines großen Turniers. Und noch bis zum 20. Juli ist eine Ausstiegsklausel gültig, die es einem großen Klub erlaubt, ihn für 60 Millionen Euro aus seinem Vertrag mit RB Leipzig, für die er in der vergangenen Bundesliga-Saison vier Tore erzielte, herauszukaufen. Torschützenkönig dieser EM zu werden, interessiert Olmo da nur am Rande: „Es ist mir egal, ob ich das Tor schieße oder Unai Simón (Torwart der Spanier, die Redaktion), solange wir das Spiel gewinnen.“
Englands Kapitän Kane hat noch keinen bedeutenden Titel in seiner Karriere gewonnen – dafür umso mehr individuelle Auszeichnungen. In seiner ersten Saison für Bayern München wurde der 30-Jährige mit 36 Treffern gleich Torschützenkönig der Bundesliga. Bei der WM 2018 in Russland schoss er ebenfalls die meisten Tore (6). Jetzt soll endlich auch ein großer Pokal dazukommen. „Es wird unglaublich schwer. Aber wir haben nur noch ein Spiel, um Geschichte zu schreiben“, sagte Kane vor dem Finale.
Mit 14 Treffern führt Cristiano Ronaldo (39) die ewige Torschützenliste aller EM-Turniere mit großem Vorsprung an. Der 39-jährige Portugiese nahm an sechs Europameisterschaften teil und gehörte 2021 (5 Tore) und 2012 (3 Tore) jeweils zu den besten Torschützen eines Turniers. Den Rekord für die meisten Tore bei nur einer EM hält ähnlich unangefochten der Franzose Michel Platini: 1984 traf er neunmal in nur fünf Spielen.
pk