Southport-Killer Axel R. sagt kein Wort vor Gericht
von Ulrich Vonstein
Der Anschlag von Southport versetzt England in Aufruhr.
Axel R. soll drei Mädchen umgebracht haben, die an einem Taylor-Swift-Tanzkurs teilnahmen. Ihm werden dreifacher Mord und zehnfacher versuchter Mord vorgeworfen. Jetzt erscheint er erstmals vor Gericht. Die Anhörung dauert fünf Minuten, der 17-Jährige sagt kein Wort.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen bei Anhörung
Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen wird er ins Gericht in Liverpool gebracht. Er trägt einen grauen Trainingsanzug. Eine Gerichtszeichnerin hält fest, wie er versucht, sein Gesicht im Ausschnitt des Shirts zu verstecken. Die Pressetribüne ist voll besetzt, doch die Journalisten warten vergeblich auf ein Wort des Verdächtigen. Er schweigt.
Der Gerichtstermin ist aufschlussreich, zeigt, wie bedeutend der der Fall in Großbritannien ist. Das wird auch dadurch deutlich, dass Richter Andrew Menary die Anonymität des Tatverdächtigen aufhebt (rtl.de kürzt seinen Nachnamen wie in Deutschland üblich weiterhin ab). Normalerweise dürfte der Name eines Minderjährigen nicht genannt werden.
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Gericht reagiert auf „Unfug” in sozialen Medien
Der Richter begründet den Entschluss damit, dass auf diese Art weitere Fehlinformationen und Falschmeldungen vermieden werden sollen. „Eine vollständige Berichterstattung zu diesem Zeitpunkt weiterhin zu verhindern, hat den Nachteil, dass es anderen ermöglicht wird, Unfug zu treiben und weiterhin im Vakuum Fehlinformationen zu verbreiten“, sagt Menary.
Nach der Tat war zu Ausschreitungen gekommen. Ursache: vor allem Falschnachrichten in sozialen Medien über die Identität des Attentäters. Offiziellen Angaben wurde R. in Großbritannien geboren. Seine Eltern stammen aus Ruanda. Rechte Kräfte behaupten ohne Belege, die Behörden würden die wahre Identität des Angreifers verheimlichen.
Die Staatsanwaltschaft spricht sich gegen die Aufhebung der Anonymität des Teenagers aus. Ihren Angaben zufolge sei bei R. eine „Störung aus dem autistischen Spektrum“ diagnostiziert, zitiert der britische Sender BBC. Der 17-Jährige sei in der Vergangenheit „über einen gewissen Zeitraum nicht bereit gewesen, das Haus zu verlassen und mit seiner Familie zu kommunizieren“.
Nach der Anhörung am Donnerstag verhängt der Crown Court in Liverpool R.‘s Unterbringung in einer Jugendeinrichtung. Am 25. Oktober soll die nächste Anhörung stattfinden. Sollte sich der junge Mann schuldig bekennen, gäbe es keinen Prozess. Das Gericht könnte direkt eine Strafe festlegen. Bei Mord wäre das nach britischem Recht zwingend lebenslange Haft.
Axel R. soll am Montag (29. Juli) drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt haben. Zwei Kinder wurden mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen.