Dass Thomas Tuchel seinen Dienst bei der englischen Nationalmannschaft noch nicht angetreten hat, sorgt im Land für Zorn. Harry Kane nimmt dagegen seine Teamkollegen in die Pflicht.
Im Mutterland des Fußballs sorgt die verspätete Ankunft von Thomas Tuchel, der Mitte Oktober als Nachfolger von Gareth Southgate präsentiert wurde, aber erst zum neuen Jahr seine Arbeit aufnimmt, in den vergangenen Tagen für Unruhe.
“Ein Witz”, ein “einziges Chaos”, eine “Farce”, hatte die für ihren rauen Ton bekannte englische Presse gewettert. Die vielen Absagen werden mit der laufenden Übergangsphase vor Tuchels Arbeitsbeginn in Zusammenhang gebracht.
Aktuell betreut Lee Carsley als Interimstrainer noch die englische Mannschaft. Tuchel hatte zur Bedingung gemacht, erst am 1. Januar mit seinem Dienst zu beginnen.
Die Partien gegen die Griechen und Iren sind für England keineswegs unbedeutend. Der Weltmeister von 1966 kämpft in Gruppe B2 noch um den Aufstieg in die A-Liga. Vor den abschließenden zwei Spieltagen liegen die “Three Lions” (9 Punkte) hinter Griechenland (12) nur auf dem zweiten Platz, mit dem der Favorit den Umweg über die Playoffs gehen müsste.
Kapitän und Bayern-Star Harry Kane nahm seine Teamkollegen in die Pflicht: “Ich denke, England kommt vor allem anderen. England kommt vor dem Verein”, sagte der Kapitän dem englischen TV-Sender ITV. “Wenn ich ganz ehrlich bin, gefällt mir das gar nicht.”
Acht Profis, darunter Schlüsselspieler wie Declan Rice, Trent Alexander-Arnold oder Phil Foden, fehlen bei den anstehenden Nations-League-Spielen am Donnerstag in Griechenland sowie am Sonntag gegen Irland im Londoner Wembley-Stadion. Es sind die letzten Partien unter Interimstrainer Lee Carsley, bevor Thomas Tuchel die Mannschaft im neuen Jahr übernimmt.
Kane sagte, es sei “schade”, dass so viele Kollegen nicht dabei seien. Die Vermutung des 31 Jahre alten Stürmers: “Es ist eine schwierige Phase in der Saison und vielleicht wurde das ein wenig ausgenutzt.”
Nicht nur in der englischen Nationalmannschaft bekamen sich einzelne Spieler wegen Absagen in die Haare. Auch Bernd Leno sorgte zuletzt für Aufsehen, als er sich trotz Nominierung für das DFB-Team entschied, bei seinem Klub FC Fulham weiterzutrainieren.
Unter anderem Joshua Kimmich äußerte sich angesäuert zu Lenos Entscheidung: “Wir wollen Spieler haben, die dabei sein wollen und für die es etwas Besonderes ist, dabei zu sein.”