Thomas Tuchel, der zuletzt beim FC Bayern unter Vertrag stand, wird Englands Nationaltrainer. Wie sieht es bei den anderen Chefcoaches der Münchner aus den vergangenen 20 Jahren aus?
Thomas Tuchel wird zum 1. Januar 2025 neuer Trainer der englischen Nationalmannschaft. Das bestätigte der britische Verband und stellte den Deutschen bereits in einer Pressekonferenz vor.
Der ehemalige Bayern-Coach tritt damit die Nachfolge von Lee Carsley an, der das Team seit dem Abschied von Gareth Southgate betreut hatte. Lange Zeit galt Manchester-City-Trainer Pep Guardiola als Wunschlösung für den Posten. Der Spanier bleibt den “Skyblues” nun also erstmal erhalten.
Eine Ablösesumme wird wohl nicht fällig, obwohl Tuchels Arbeitspapier beim FC Bayern noch bis 2025 gültig ist. Dafür soll der Verband in Sachen Salär umgerechnet zwischen 5,4 und sechs Millionen Euro bezahlen.
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Nach dem FC Bayern, dem FC Chelsea, Paris St. Germain und Borussia Dortmund zieht es Tuchel also an die nächste Top-Adresse des europäischen Fußballs.
Doch wie steht es um die anderen Ex-Cheftrainer des FC Bayern? Wo ging es für sie nach ihrem Engagement in München hin, was machen sie heute? ran schaut auf die ehemaligen FCB-Coaches der vergangenen 20 Jahre.
Als Julian Nagelsmann im Frühjahr 2023 beim FC Bayern geschasst wurde, war der Star-Trainer lediglich ein halbes Jahr arbeitslos.
Bereits im September des vergangenen Jahres folgte die Berufung zum Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, mit der Nagelsmann bei der Europameisterschaft bis ins Viertelfinale kam.
Die Runde der letzten Acht vorzeitig erreicht hat der 37-Jährige mit dem DFB-Team in der Nations League am vergangenen Montag beim 1:0-Sieg gegen die Niederlande. In 17 Spielen stand Nagelsmann für den DFB bislang an der Seitenlinie. Dabei weist der Ex-Bayern-Coach einen Punkteschnitt von 2,0 auf.
Vorgänger von Nagelsmann war Hansi Flick – sowohl beim FC Bayern als auch in der Nationalmannschaft. Denn auch der 59-Jährige wurde nach seinem Engagement in München beim DFB angestellt.
Nachdem Flick bei der Weltmeisterschaft in Katar 2022 nicht über die Gruppenphase hinauskam und auch einige Länderspiele im Jahr darauf in den Sand setzte, war für ihn Schluss beim Nationalteam.
In der Folge war er rund zehn Monate ohne Job – bis der FC Barcelona anklopfte. Mit den Katalanen legte Flick in der spanischen Liga einen Traumstart hin, ist Tabellenführer und hat nach elf Pflichtspielen einen Schnitt von 2,45 Punkten.
Mit dem FC Bayern wurde Niko Kovac Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger, dennoch wurde die Zusammenarbeit 2019 beendet. Rund ein Dreivierteljahr später begann für den Kroaten ein neues Abenteuer in Frankreich.
Bis Januar 2022 war Kovac Trainer der AS Monaco – allerdings ohne großen Erfolg. Doch ein halbes Jahr später kehrte Kovac in die Bundesliga zurück. Der VfL Wolfsburg nahm den 53-Jährigen unter Vertrag.
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Etwas mehr als anderthalb Jahre stand Kovac bei den Wölfen an der Seitenlinie, ehe er im Frühjahr 2024 von Ralph Hasenhüttl ersetzt wurde. Seitdem ist der Ex-Münchner vereinslos.
Der ewige Jupp Heynckes war zuletzt bis 2018 Trainer des FC Bayern. Und auch wenn die Münchner Verantwortlichen wohl in der Zeit danach nur zu gerne zum Hörer gegriffen hätten, um die Trainer-Ikone zurückzuholen, hat der 79-Jährige seitdem kein öffentliches Amt mehr bekleidet.
In seiner letzten Amtszeit bei den Bayern hatte Heynckes einen Punkteschnitt von 2,49. 2013 gelang ihm mit dem FCB das Triple – 2018 gewann er sogar noch einmal die Deutsche Meisterschaft.
Heynckes hat seine Karriere 2018 für beendet erklärt.
Etwas mehr als ein Jahr war Carlo Ancelotti an der Säbener Straße, aber so richtig gefunkt hat es nicht. Daher war für “Don Carlo” im September 2017 Schluss in München.
Anschließend durchlebte der Italiener eine halbe Europa-Reise. Erst heuerte der 65-Jährige im Heimatland bei der SSC Neapel an, die er rund anderthalb Jahre bis Ende 2019 trainierte. Anschließend folgte ein anderthalbjähriges Intermezzo beim FC Everton, wo Ancelotti wenig erfolgreich war.
Und dennoch ging es für ihn Mitte 2021 zurück zu Real Madrid, das er bereits von 2013 bis 2015 trainierte. Seit seiner Rückkehr nach Madrid gewann Real zweimal die Champions League und wurde zweimal spanischer Meister.
Rund drei Jahre lang hat Pep Guardiola den Fußball des FC Bayern und der Bundesliga geprägt. 2016 ging das Kapitel zu Ende – die Entscheidung ging vom Spanier selbst aus.
Denn Guardiola wollte in die Premier League und steht dort bis heute an der Seitenlinie von Manchester City. Mit den “Skyblues” hat der 53-Jährige mittlerweile alles erreicht: Sechsmaliger Premier-League-Sieger, etliche Pokalsiege und der Gewinn der Champions League im vergangenen Jahr.
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Daher mehren sich die Gerüchte, dass Guardiola bald auch das Kapitel in Manchester beenden wird. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2025. Zuletzt wurde berichtet, dass er englischer Nationaltrainer werden könnte. Dies ist nun ob der Tuchel-Verpflichtung vom Tisch.
Der Niederländer Louis van Gaal war nie unumstritten bei den Münchner Bayern, aber 2010 holte er das Double aus Pokal und Meisterschaft.
2011 wurde van Gaal gegangen, rund ein Jahr später folgte das Engagement beim niederländischen Fußball-Verband. Zum zweiten Mal nach 2000-2001 wurde der 73-Jährige Nationaltrainer.
Nach der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien (3. Platz) hörte van Gaal auf und wurde anschließend rund zwei Jahre Trainer von Manchester United. Wie viele andere scheiterte er bei den “Red Devils”, wurde im Anschluss erneut Bondscoach (2021-2022) und ist mittlerweile Berater bei Ajax Amsterdam.
An der Säbener Straße ist der einstige Nationaltrainer Deutschlands komplett gescheitert. Nach exakt 300 Tagen musste Jürgen Klinsmann den FC Bayern wieder verlassen.
Auch in der Folge blieben die Triumphe aus. Erst zog es Klinsmann nach Nordamerika. Nach seiner Berater-Tätigkeit in Toronto wurde er fünf Jahre lang Cheftrainer der USA (2011-2016) und war teilweise zeitgleich technischer Direktor des Verbandes.
2019 kam die überraschende Rückkehr nach Deutschland. In zehn Spielen stand der 60 Jahre alte Weltmeister von 1990 bei Hertha BSC an der Seitenlinie. Ähnlich lang (17 Spiele) dauerte sein Engagement als Trainer der südkoreanischen Nationalmannschaft – auch wenn Klinsmann rund ein Jahr in Asien tätig war.
Zuletzt war Ottmar Hitzfeld von 2008 bis 2014 als Trainer tätig. 61 Spiele lang war er als Nationaltrainer der Schweiz aktiv. Ein Punkteschnitt von 1,77 stand am Ende seiner Amtszeit zu Buche.
Nach der Weltmeisterschaft in Brasilien war aber Schluss für den langjährigen Coach der Eidgenossen, die im Achtelfinale mit 0:1 an Argentinien scheiterten.
Bei den Bayern war Hitzfeld weitaus erfolgreicher. Der 75 Jahre alte Lörracher wurde in seinen beiden Amtszeiten bei den Bayern viermal Deutscher Meister, dreimal DFB-Pokalsieger und einmal Champions-League-Sieger (2000/2001).
Rund zweieinhalb Jahre ließ Felix Magath die Profis des FC Bayern schwitzen, dann war 2007 Schluss. Doch die Karriere des 71-Jährigen sollte noch lange kein Ende nehmen.
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Erst war Magath beim VfL Wolfsburg als Geschäftsführer Sport und Trainer tätig (2007-2009), dann bekleidete er beim FC Schalke mehrere Positionen und war dort von 2009 bis 2011 Chefcoach. Anschließend ging es für rund anderthalb Jahre zurück in die Autostadt, ehe er auf der britischen Insel beim FC Fulham als Trainer anheuerte (2014).
Nach zwei Jahren ohne Job wurde Magath bei Shandong Taishan in China Trainer – allerdings nur für 18 Monate. Von 2017 bis 2020 war Pause. In der Folge wurde die Trainer-Legende Global Sports Director bei Admira Wacker und anschließend bei den Würzburger Kickers. Zuletzt bewahrte Magath die Hertha als Feuerwehrmann vor dem Abstieg (2022) in die 2. Liga. Ein Jahr später ging es für Berlin dennoch runter.