Im ersten Spiel unter dem neuen Bundestrainer Christian Wück trifft das Nationalteam am Freitag (20:30 Uhr, live im Ersten und im Livestream bei sportschau.de) im Londoner Wembley-Stadion auf England. Wück kündigt leichte taktische Veränderungen an und will sich bei der Aufstellung nicht in die Karten schauen lassen.
Die riesige Vorfreude ist Christian Wück anzumerken: Bei den Trainingseinheiten am Mittwoch und Donnerstag auf dem Gelände des englischen Zweitliga-Klubs Queens Park Rangers sind der Coach und seine Co-Trainerinnen jeweils bereits eine halbe Stunde vor den Spielerinnen auf dem Rasen.
Wück tritt auch mal gegen einen Ball, als könne er es nicht abwarten, dass es nun richtig losgeht. Spielort und Gegnerinnen beim Debüt sind hochkarätig. “Ich habe viele Spiele aus dem Wembley-Stadion im Fernsehen gesehen war aber noch nie da. Jetzt freue ich mich auf meine Premiere dort“, sagt Wück.
Ann-Katrin Berger werde im Tor stehen, zur Besetzung der anderen zehn Positionen wollte Wück in der Pressekonferenz am Vortag des Testspiels keine Auskunft geben. “Das ist bei mir anders als bei Horst”, sagt der neue Bundestrainer mit Verweis auf seinen Vorgänger Hrubesch, der zumindest intern bereits Tage vor einem Spiel für Klarheit gesorgt hatte.
“Die Spielerinnen wissen noch nicht, wer spielen wird, und sie haben das Recht, dass als Erstes zu erfahren”, sagt Wück. Andeutungsweise ließ er durchblicken, dass er auf die Variabilität einiger Spielerinnen setzen könnte, so könnte beispielsweise die Wolfsburgerin Janina Minge aus dem Mittelfeld in die Innenverteidigung rücken.
Für das Spiel im Londoner Wembley-Stadion sind rund 54.000 Tickets verkauft – es ist die Neuauflage des EM-Finales von 2022, das England mit 2:1 nach Verlängerung gewann. “Wir haben daher nicht die besten Erinnerungen an Wembley“, sagt Kapitänin Giulia Gwinn im Interview mit der Sportschau: “Aber auf dieses Stadion kann man sich auf jeden Fall freuen. Ich hoffe, dass wir uns von der Kulisse nicht allzu sehr beeindrucken lassen, sondern dass wir sie aufsaugen und für uns nutzen.” Im Sommer vor zwei Jahren war die Arena mit mehr als 87.000 Fans sogar ausverkauft.
Bislang haben alle deutschen Bundestrainer und -trainerinnen ihr jeweiliges Auftaktmatch gewonnen – im ersten Spiel unter Wück gehen aber die Gastgeberinnen favorisiert in die Partie, nicht nur wegen ihres Heimvorteils. Nach dem Rücktritt von Alexandra Popp fehlt die langjährige Anführerin, schmerzlich auch der Abschied von Abwehrchefin Marina Hegering.
Und für die Spielvorbereitung blieben nur wenige Trainingseinheiten in dieser Woche. “Wir sind im Umbruch, wir wollen neue Spielerinnen einsetzen, einige sind auch hier dabei, die längere Zeit nicht mehr im Nationalteam gespielt haben. Daher sehe ich die Engländerinnen vorne. Aber wir rechnen uns dennoch Chancen aus”, sagt Wück.
In taktischer Hinsicht kündigt er leichte Veränderungen zum Spiel unter seinem Vorgänger Hrubesch an: “Wir wollen die eine oder andere Position mit einem anderen Selbstverständnis haben – zum Beispiel im Spielaufbau. Das sind Details, die die Spielerinnen im Training gut aufgenommen haben. Ob sie das im Spiel jetzt schon so zu hundert Prozent umsetzen können, muss man abwarten.”
Wück erwartet von seinen Spielerinnen, dass sie “mutig und zielstrebig spielen, ohne Angst vor Fehlern.” Giulia Gwinn ergänzt: “Auch wenn der Gegner England heißt, wollen wir mit Mut an die Sache herangehen. Klar können wir nicht über 90 Minuten nach vorn pressen und unser Spiel durchziehen. Wir müssen schauen, wann der richtige Zeitpunkt ist, einen Gang hochzuschalten.” Dem Bundestrainer ist noch etwas wichtig: “Ich erwarte von den Spielerinnen, dass sie als Team auftreten, sich gegenseitig unterstützen – und das Spiel auch genießen.”