06.07.2024 20:30
Die Schweiz verpasst die Sensation knapp. Im EM-Viertelfinal gegen England kommt es nach einem 1:1 zum Penaltyschiessen, das die Three Lions 5:3 für sich entscheiden.
Die Engländer, die dank Münzwurfglück das Penaltyschiessen eröffnen sowie vor den eigenen Fans durchführen konnten, zeigten sich eiskalt. Sämtliche Schützen trafen und brachten die zum Schluss taumelnden Engländer doch noch in den Halbfinal.
Denn dass es überhaupt ins Penaltyschiessen ging, war aus Sicht der Engländer etwas glücklich. Die Schweizer hatten in der Verlängerung mehr Kraft und standen dem 2:1 deutlich näher. Ein direkt aufs Tor gezirkelter Eckball des eingewechselten Xherdan Shaqiris landete am Pfosten, die Direktabnahme des ebenfalls eingewechselten Silvan Widmers ging über das Tor. Vergebene Chancen, die am Ende doppelt schmerzten.
Embolo lässt die Schweiz träumen
Davor war die Partie über weite Strecken von gegenseitiger Belagerung und wenig Spielfluss geprägt. Nachdem sie erst Mühe hatte, fand die Mannschaft von Murat Yakin in der zweiten Hälfte besser ins Spiel. Die Ballbesitzphasen wurden länger, die Aktionen griffiger. Grosschancen ergaben sich zwar weiterhin keine, jedoch die Möglichkeiten, zu einer zu kommen.
Dann war es Dan Ndoye, mit seiner Schnelligkeit und Körperlichkeit einer der auffälligsten Schweizer, der den Ball in der 75. Minute einfach mal zur Mitte brachte. Leicht abgelenkt fand dieser den Weg vor Breel Embolos Füsse, der die Schweiz im Fallen in Führung brachte. Für Embolo war es der zweite Treffer des Turniers und einer, der besonders gut tat.
So durfte die Schweiz fünf Minuten träumen. Fünf Minuten stand sie im virtuellen Tableau im Halbfinal. Die Spieler lagen sich in den Armen, die Fans liessen die Tribüne erzittern, es war ein rotes Jubelmeer. Doch England, das bereits im Achtelfinal gezeigt hat, dass es mit dem Rücken zur Wand nochmals aufdrehen kann, fand auch in diese Partie zurück.
Dass Bukayo Saka es war, der die Three Lions in die Verlängerung rettete, überraschte nicht. Der 22-Jährige zeigte ein starkes Spiel, und war der offensiv klar auffälligste Akteur.
Stimmen zum Spiel:
Granit Xhaka: “Es ist brutal hart und schwierig, die richtigen Worte zu finden. Ich weiss nicht, ob man auch nur einem Spieler oder Staff-Mitglied irgendetwas Negatives sagen kann. So eine Niederlage tut doppelt so weh, weil wir sehr viele gute Sachen gezeigt haben heute. Ob die Niederlage gerecht ist oder nicht, ist irrelevant. Leider gehört im Penaltyschiessen auch etwas Glück dazu, und das hatten wir heute nicht. Manuel Akanji muss sich nichts vorwerfen, einen musste es einfach treffen. Ich glaube, heute haben sich die Engländer mehr uns angepasst als umgekehrt. Wir machten ein sehr gutes Turnier mit und vor allem auch ohne Ball. Selbst wollte ich heute unbedingt spielen, obwohl ein MRI am Montag einen Muskelfaserriss an den Adduktoren ergab. Ich musste beissen, aber die Mannschaft brauchte mich. Ich konnte keine langen Bälle spielen und keine Weitschüsse machen, aber sonst ging es gut.”
Xherdan Shaqiri: “Es gibt nichts Brutaleres als im Penaltyschiessen auszuscheiden. Wir haben gekämpft und alles dafür getan, dass das Märchen weitergeht. Wir waren nahe dran, am Schluss hatten die Engländer die besseren Nerven. Vorwerfen kann man uns glaube ich nichts, wir können stolz auf uns sein. Wir alle haben die grosse Euphorie gesehen. Ich glaube, wir haben viele Leute stolz gemacht und ihnen Freude gebracht.”
Dan Ndoye: “Das ist hart und schwer zu akzeptieren. Wir waren eine richtig starke Truppe und hatten die Qualität, um weiter zu kommen in diesem Turnier. Der Fussball kann grausam sein… Ich denke, wir haben etwas kreiert, auf dem die Mannschaft in Zukunft aufbauen kann. Ob das Turnier für mich ein Wendepunkt war, weiss ich nicht. Ich habe auf jeden Fall alles gegeben, um dem Team zu helfen.”
► Telegramm England – Schweiz 1:1 (0:0), England mit 5:3 Sieger im Penaltyschiessen
► Informationen zum Empfang der Schweizer Nati in Zürich
SFV / mit Bild und Material von Keystone-SDA