Die Europameisterschaft steht mit dem Finale zwischen Spanien und England vor dem krönenden Abschluss. ran vergleicht die Spieler der beiden Mannschaften im Head-to-Head und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis.
von Oliver Jensen,
Die eine Mannschaft hat bei der Europameisterschaft spielerisch geglänzt, die andere war einfach effektiv. Spanien und England treffen am Sonntag (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran) im Finale aufeinander.
Wir vergleichen die Spieler beider Mannschaften miteinander – der spanische Spieler ist immer zuerst genannt, der englische Spieler dahinter.
Simon von Atlethic Bilbao blieb in der Vorrunde ohne Gegentreffer, kassierte insgesamt in diesem Turnier lediglich drei Gegentore. Pickford steht beim englischen Erstligisten FC Everton unter Vertrag und hat noch nie ein Spiel in der Champions League bestritten. Er kassierte bei der EM bislang vier Gegentore. Beide Torhüter blieben bislang ohne Patzer, haben starke Reflexe auf der Linie, Simon ist allerdings fußballerisch stärker.
Punkt für Spanien: 1:0
Hier treffen zwei Routiniers aufeinander, die für die Weltspitze stehen. Walker übernimmt in der Dreierkette von England meist den rechten Part, Carvajal agiert als Rechtsverteidiger in der Viererkette. Der Profi von Real Madrid kann sich auch in die Offensive einschalten, ist vor allem bei Standards stark und schoss in der Vorrunde gegen Kroatien ein Tor. Defensiv verteidigt der 32-Jährige alles weg und hält Yamal den Rücken frei. Der 34-jährige Walker ist defensiv noch einen Hauch stärker, weil er aufgrund seiner Schnelligkeit und Zweikampfstärke kaum zu überwinden ist.
Punkt für England: 1:1
Die beiden 30-jährigen Innenverteidiger waren Mannschaftskameraden bei Manchester City, ehe Laporte im Sommer 2023 nach Saudi-Arabien wechselte und seitdem mit Cristiano Ronaldo bei Al-Nassr spielt. Allerdings ist auch Stones bei City kein Stammspieler mehr. Der linksfüßige Laporte hat ein gutes Stellungsspiel, gutes Zweikampfverhalten und einen guten Spielaufbau. Stones agierte in Manchester meist als defensiver Mittelfeldspieler, ist daher sehr aktiv im Spielaufbau und defensiv praktisch fehlerfrei.
Punkt für England: 1:2
Der Spanier ist ein starker Kopfballspieler und könnte somit Harry Kane Probleme bereiten. Im Zweikampfverhalten ist der 27-jährige Le Normand sehr aggressiv, manchmal allerdings übermotiviert. Dies zeigte sich nicht nur im Spiel gegen Deutschland, als er für ein Foul an Ilkay Gündogan die Gelbe Karte bekam. Auch in der zurückliegenden Saison der La Liga kassierte er 13 Gelbe Karten. Der 23-jährige Guehi spielte in der Premier League für Crystal Palace eine überragende Saison und ist ein guter Zweikämpfer, hat in diesem Turnier aber noch seine Probleme.
Unentschieden: 1:2
Cucurella ist in Deutschland vor allem dafür bekannt, dass ihm im Viertelfinale gegen Deutschland ein Handspiel im Strafraum unterlief, das nicht gepfiffen wurde. Darüber hinaus spielt der 25-jährige Linksverteidiger allerdings ein überragendes Turnier, bringt im Spiel nach vorne eine gute Passsicherheit und viel Spielübersicht mit, ist zudem ein richtig starker Zweikämpfer. Der 33-jährige Trippier ist in der Premier League bei Newcastle United Rechtsverteidiger, muss hier allerdings auf der linken Seite spielen. Hier hat der Rechtsfuß im Spiel nach vorne seine Probleme. Defensiv allerdings ist ihm nichts vorzuwerfen.
Punkt für Spanien: 2:2
Die beiden defensiven Mittelfeldspieler sind die Dreh- und Angelpunkte im Spiel ihrer Mannschaft. Der 28-jährige Rodri steht für geballte Spielintelligenz, kann das Spiel gut antizipieren, gibt den Takt der spanischen Mannschaft vor und beherrscht dies wie kaum ein anderer Spieler auf der Welt. Defensiv hat er zudem ein gutes Stellungsspiel. Der 25-jährige Rice ist eher ein Defensiv-Leader, der auch im Gegenpressing viele Qualitäten mitbringt, fußballerisch allerdings sein Potenzial noch nicht entfalten konnte. Rodri schoss bei der EM ein Tor, Rice bereitete einen Treffer vor.
Punkt für Spanien: 3:2
Der spanische Nationaltrainer Luis de la Fuente bezeichnet Fabian als einen wichtigen Arbeiter, der oftmals im Schatten der Stars agiert und daher nicht die verdiente Aufmerksamkeit erhält. Dies hat sich bei dieser EM ein wenig geändert. Dem 28-Jährigen gelangen bereits zwei Tore und zwei Torvorlagen. Er ist ein starker Allrounder, der die Balance zwischen Offensive und Defensive hält und beidfüßig einen guten Schuss hat. Der 19-jährige Mainoo ist zwar noch ohne Torbeteiligung, zählt aber dennoch zu den positiven Erscheinungen von England. Er versprüht Spielfreude und ist sehr passsicher, hat aber nicht die Qualität von Fabian.
Punkt für Spanien: 4:2
Vor Beginn der Europameisterschaft hätte vermutlich jeder Fan Bellingham im Vorteil gesehen. Der 26-jährige Olmo dreht aber seit Ende der Vorrunde richtig auf und hat in allen drei K.o.-Spielen jeweils ein Tor erzielt. Mit drei Toren und zwei Vorlagen hat er unter allen Spielern der EM die meisten Torbeteiligungen. Der offensive Mittelfeldspieler von RB Leipzig ist stark am Ball und verfügt über einen guten Schuss. Mit einem weiteren Scorer im Finale wäre er wohl der MVP des Turniers.
Auch Bellingham erzielte schon zwei Tore, sein Fallrückzieher gegen die Slowakei rettete die Mannschaft vor dem Aus und ging als eines der schönsten und wichtigsten Tore in die EM-Geschichte ein. Womöglich erreicht es in der Retrospektive sogar Legendenstatus, sollte England tatsächlich Europameister werden.
Er hat unbestreitbar das Zeug, auf seiner Position der vielleicht beste Spieler der Welt zu werden, doch diese EM ist spielerisch von ihm – womöglich auch durch die lange kräftezehrende Saison mit Real Madrid und seiner Rolle im System von Southgate – eine absolute Entttäuschung. Hätte er nicht zwei so wichtige Tore erzielt, würde man wohl von einem unteriridischen Turnier sprechen. Seine Treffer täuschen ein wenig über seine eigentliche Leistung hinweg. Daher:
Punkt für Spanien: 5:2
Der mittlerweile 17-jährige Yamal ist der große Shooting-Star dieses Turniers. Im Halbfinale gegen Frankreich schoss er sein erstes EM-Tor mit einem perfekten Schuss aus der Distanz. Zuvor bereitete der Spieler des FC Barcelona bereits drei Treffer vor. Der Linksfuß verfügt über eine herausragende Technik, ist schwer vom Ball zu trennen, hat nicht nur einen überragenden Schuss, sondern schlägt auch genaue Flanken.
Der 22-jährige Saka ist bei dieser EM Englands bester und wichtigster Offensivspieler, schoss das entscheidende Tor gegen die Schweiz, das die “Three Lions” in die Verlängerung rettete. Zuvor war er der fleischgewordene Albtraum von Aebischer. Der Tempospieler zählt mit seinen Qualitäten im Eins-gegen-Eins zu den besten Flügelspielern der Welt – und wird auch im EM-Finale eine gewichtige Rolle spielen.
Unentschieden: 5:2
Williams ist neben Yamal die zweite große Entdeckung des Turniers. Mit seinen 22 Jahren ist er ebenfalls noch ein junger Spieler. Er macht auf dem linken Flügel viel Tempo und hat viel Qualität am Ball. Allerdings fehlt ihm noch die Effektivität. Torbeteiligungen gelangen ihm lediglich im Achtelfinale gegen Georgien, als er ein Tor erzielte und einen Treffer vorbereitete.
Foden steht noch gänzlich ohne Torbeteiligung da, war in den ersten Spielen auch nur ein Schatten seiner selbst. Doch mit Turnierverlauf kam er immer besser rein. Gerade gegen die Niederlande im Halbfinale war er einer der besten Spieler auf dem Platz und kaum zu kontrollieren. Dennoch: Die Form spricht aktuell für Williams.
Vorteil Spanien: 6:2
Mit dem 31-jährigen Morata und dem 30-jährigen Kane treffen zwei erfahrene Stürmer aufeinander. Morata ist läuferisch stark und macht als Wandspieler die Bälle fest. Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings die mäßige Chancenverwertung. Ihm gelang lediglich ein Tor im ersten Vorrundenspiel gegen Kroatien, zudem eine Vorlage im Halbfinale gegen Frankreich. Kane hat bislang drei Tore bei der EM erzielt, einen davon per Elfmeter. Er stand während der EM teilweise in der Kritik, ist aber zweifelsohne einer der besten Strafraumstürmer der Welt.
Vorteil England: 6:3
Fazit: Spanien spielt bislang die bessere Europameisterschaft und gewinnt unseren Vergleich daher mit 6:3. Allerdings verfügt England über einige Spieler wie zum Beispiel Foden und Saka, die bislang unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Sollten diese Akteure plötzlich im Finale aufdrehen, steht uns ein spannendes Endspiel bevor.