Southport. Rechtsextreme überziehen die englische Stadt Southport mit Gewalt. Dort, wo die Menschen um die getöteten Kinder trauern wollten.
Nach dem tödlichen Messerangriff auf Kinder bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs in Nordengland ist es am Dienstag zu gewaltsamen Zusammenstößen gekommen. Rund 100 rechtsextreme Randalierer lieferten sich in der Stadt Southport Gefechte mit der Polizei und legten Feuer, dicke Rauchschwaden waren zu sehen.
Aufnahmen, die in Onlinenetzwerken verbreitet wurden, zeigten einen Polizeiwagen in Flammen und Menschen, die Polizisten angriffen. Dabei schien eine Moschee das Ziel der Randalierer zu sein. Bei den Randalierern handelte es sich vermutlich um Anhänger der rechtsextremen English Defence League. Die eingesetzten Beamten hätten es mit „kriminellem Verhalten und Gewalt“ zu tun und würden mit Flaschen und Mülltonnen beworfen.
Nach ersten Informationen aus der Nacht wurden 39 Polizisten verletzt. 27 von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden, wie der regionale Rettungsdienst auf X, vormals Twitter, mitteilte. Die Einsatzkräfte erlitten nach Angaben der Polizei unter anderem Knochenbrüche, Schnittwunden, vermutlich einen Nasenbruch und eine Gehirnerschütterung. Aufgrund der Unruhen erhielt die Polizei in dem Stadtgebiet für 24 Stunden erweiterte Befugnisse zum Durchsuchen von Menschen.
„Das ist keine Art, eine Gemeinschaft zu behandeln, schon gar nicht eine Gemeinschaft, die immer noch unter den Ereignissen vom Montag leidet“, sagte der stellvertretende Polizeichef der Merseyside Police, Alex Goss.
Die Zusammenstöße folgten auf eine Mahnwache im Zentrum von Southport. Dort hatten am Abend hunderte Menschen der Opfer des Messerangriffs vom Montag mit einer Schweigeminute gedacht. Drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren waren nach Polizeiangaben getötet worden. Kurz nach der Tat wurde ein 17-jähriger Verdächtiger festgenommen.
„Diejenigen, die die Mahnwache für die Opfer mit Gewalt und Brutalität gekapert haben, haben die trauernde Gemeinschaft beleidigt“, schrieb Premierminister Keir Starmer bei X. „Sie werden die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen“, betonte der Labour-Politiker.
Hintergrund der Ausschreitungen sind nach Polizeiangaben Falschmeldungen und Gerüchte über die Herkunft des mutmaßlichen Täters. „Wir haben bereits mitgeteilt, dass die Person in Großbritannien geboren wurde, und Spekulationen helfen im Moment niemandem“, betonte die Behörde.
Der tatverdächtige Jugendliche lebt seit mehr als zehn Jahren in der Gegend. Er wurde als Sohn von Ruandern in der walisischen Hauptstadt Cardiff geboren.
bün/mit dpa und AFP