Diese Tage macht auf sozialen Netzwerken und Reiseseiten eine interessante Nachricht die Runde. Demnach habe das EU-Parlament eine Harmonisierung der Handgepäckregeln beschlossen, die bereits ab 1. September in Kraft tritt. Glaubt man den Nachrichten von Travelbook, Merkur, Inside Digital und Co, so müssten Airlines einen Trolley bis 55 x 40 x 20 cm kostenfrei befördern. Und dazu noch ein Personal Item bis 40 x 30 x 15 cm.
Das wäre schön, ist aber leider nicht so. Derartige Nachrichten machten bereits letzte Woche bei englischsprachigen Medien die Runde, sind jedoch frei erfunden. Dennoch enthalten sie zumindest einen Funken Wahrheit. Es gibt in der Tat einen Vorstoß der EU zur Vereinheitlichung der Handgepäckgrößen. Dieser ist aber längst noch keine beschlossene Sache.
Zum 1. September tritt jedenfalls nur eine Änderung in Kraft: An europäischen Flughäfen gilt ab dann wieder die 100-ml-Obergrenze für Flüssigkeiten im Handgepäck. Zumindest „vorübergehend“, wie es seitens der EU-Kommission heißt.
Es ist ein großes Ärgernis für viele Fluggäste: Sie werden durch vermeintlich günstige Flugpreise geködert, nur um festzustellen, dass alleine das Handgepäck mehr kostet als das Flugticket. Dabei sind es nicht mehr nur die klassischen Billigflieger, die dieser Strategie folgen. Auch SAS, Finnair & Condor erheben mittlerweile Gebühren fürs große Handgepäck. Der deutsche Ferienflieger treibt es mit lächerlichen 40 x 30 x 10 cm als erlaubtes „Personal Item“ auf die Spitze.
Letztes Jahr hatte sich das EU-Parlaments mit einer Bürgerpetition zu diesem Thema beschäftigt. Das Parlament hat einem entsprechenden Antrag zugestimmt und strebt die Einführung von Mindeststandards bezüglich Größe und Gewicht beim Handgepäck an.
Die EU-Kommission zieht allerdings zunächst keine gesetzliche Regulierung, sondern eine Art freiwillige Selbstkontrolle der Airlines vor. Sie hat Airlines zunächst dazu aufgefordert, selbst eine Lösung zu finden. Dieses Jahr wurden offenbar erste Workshops dazu veranstaltet, wie Reisereporter.de berichtet:
Richtig ist, dass die Kommissionsdienststellen im Juli einen Workshop mit allen interessierten Akteuren organisiert haben, um mögliche gemeinsame Industriestandards für das Gewicht und die Abmessungen von Handgepäck zu diskutieren
Sprecher der EU-Kommission, gegenüber Reisereporter.de
Eine Entscheidung ist aber bislang nicht spruchreif. Zum 1. September ändert sich jedenfalls nichts und die Handgepäckregeln bleiben – vor allem bei Billigfliegern – ein großes Durcheinander.
Eine Änderung bzgl. Handgepäck auf Flügen wird auf der Website der EU-Komission tatsächlich kommuniziert. Immer mehr Flughäfen haben in letzter Zeit neue CT-Scanner fürs Handgepäck eingeführt, bei denen dann auch die Mitnahme größerer Wasserflaschen und ähnlichem erlaubt ist.
Begründet wird dies mit vorübergehenden, technischen Problemen bei den dazu verwendeten EDSCB-Scannern. Die Kommission betont, dass es keine Hinweise auf eine neue Bedrohungslage in dieser Hinsicht gebe. Flughäfen und Passagiere sind allerdings nicht begeistert.
Laut AeroTelegraph sind gewisse Baureihen der CT-Scanner fehleranfällig. Die 100-ml-Regel wird demnach zumindest so lange gelten, bis alle Geräte überprüft und ggf. repariert bzw. ausgetauscht sind.
So sehr wir uns auch wünschen, dass die EU endlich Mindeststandards fürs Handgepäck vorgibt: Mit Fake News ist leider niemanden geholfen. Aktuell tut sich in der Sache nicht viel und es ist erschreckend, wie schnell sich eine solche Falschmeldung im Internet verbreitet.
So müssen Reisende weiterhin mit Zusatzkosten von bis zu 50€ nur für einen Kabinentrolley rechnen. In Spanien wurden die Airlines deshalb bereits zu Millionenstrafen verdonnert, aber die Einnahmen scheinen etwaige Strafen zu übersteigen.