von Johanna Sethe, London
Um Wirtschaft und Gesundheitssystem zu entlasten, schlägt der britische Gesundheitsminister vor, Arbeitslosen Abnehmmittel zu spritzen. Wissenschaftler finden das bedenklich.
Abnehmen für den Job? Großbritanniens Regierung plant, Arbeitslosen Abnehmspritzen zu verordnen. Kritische Stimmen aus der Wissenschaft warnen.
Quelle: dpa
Vielfach belegt sei jedenfalls, dass die Ursachen ganz verschieden und in den meisten Fällen zumindest teilweise genetisch bedingt seien. So vielschichtig wie das Problem, müssten entsprechend auch die Lösungsansätze sein, denn wo ein Medikament für die einen funktioniere, könne es für andere ein völlig falsches Mittel sein, so Rubino.
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Er meint: Vor allem die Diagnostik müsse besser und genauer werden und dürfe sich nicht nur daran orientieren, ob jemand formal über oder unter einer gewissen Gewichtsgrenze liege. Der sogenannte BMI (Body-Mass-Index), der das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße angibt, könne eben noch nicht per se Aufschluss darüber geben, ob jemand krank oder gesund sei, so Rubino.
Auch Dolly van Tulleken, die an der Cambridge Universität zu bevölkerungsbezogenen Gesundheitsmaßnahmen forscht, ist von Streetings Vorschlag nicht überzeugt. Die Regierung sei gar nicht in der Lage, alle in Frage kommenden Menschen mit den Medikamenten zu versorgen. Aktuell würden etwa 49.000 Menschen jährlich im Zusammenhang mit ihrem Gewicht behandelt. Dem Vorstoß des Gesundheitsministers zufolge würde diese Zahl auf mehrere Millionen steigen. Außerdem hat van Tulleken ethische Bedenken:
Kostenlos und für alle da: Doch das britische Gesundheitssystem kämpft seit Längerem mit massiven Problemen.05.07.2023 | 2:11 min
Allgemein anerkannt ist, dass Menschen mit Adipositas starker Diskriminierung ausgesetzt sind – in öffentlichen Räumen, aber auch im medizinischen Bereich. Francesco Rubino beschreibt diese Stigmatisierung im Vergleich zu den Risiken des Übergewichts als das “mindestens genauso große, wenn nicht das größere Problem”.
Vorurteile gegen Menschen mit Übergewicht oder Adipositas sind stark verbreitet: Sie essen zu viel, bewegen sich zu wenig, sind selbst schuld – auch an den daraus 24.09.2024 | 9:36 min
Menschen politisch den Zugang zu einer für sie passenden Behandlung ermöglichen zu wollen, sei durchaus richtig, betont Francesco Rubino Aber: “Zu behaupten, dass Adipositas eigentlich eine Lebensstilfrage und individuelle Entscheidung ist, ist geradezu böse. Das Bild von Leuten, die zu viel essen und sich zu wenig bewegen, ist vereinfacht und entspricht nicht der Realität.”
Ob der Einsatz von Abnehmspritzen bei mehrgewichtigen, arbeitslosen Menschen in Großbritannien tatsächlich einen Einfluss auf Arbeitslosigkeit und die Inanspruchnahme von medizinischer Versorgung hat und in Zukunft breiter zum Einsatz kommen könnte, soll nun eine neue, fünfjährige Studie im Großraum Manchester klären.
Gute Nachrichten für den Pharma-Standort Deutschland: Der US-Konzern Eli Lilly investiert rund 2,3 Milliarden Euro in ein Werk im rheinland-pfälzischen Alzey.17.11.2023 | 1:28 min
Geldgeber der Studie: Unter anderem Lilly, der weltweit größte Pharmakonzern, der auf dem von Premier Starmer veranstalteten internationalen Investitionsgipfel diese Woche erklärt hatte, 279 Millionen Pfund in die britische Biowissenschaft zu investieren.
Quelle: ZDF