Elon Musk fordert die Freilassung des Rechtsextremisten Tommy Robinson – und sorgt damit selbst bei den britischen Rechten für Aufruhr. Ein Fall für Trump?
London – Führende konservative Politiker in Großbritannien haben sich besorgt an das Team des künftigen US-Präsidenten Donald Trump gewandt. Grund ist die öffentliche Unterstützung des Tech-Milliardärs Elon Musk für den inhaftierten britischen Rechtsextremisten Tommy Robinson. Darüber berichtet das Nachrichtenportal Bloomberg.
Mehrere Brexit-befürwortende Politiker mit engen Verbindungen zu Trump hätten ihre republikanischen Kontakte eindringlich vor einer Unterstützung Robinsons gewarnt. Sie bezeichneten Musks Einmischung demnach als einen „Schritt zu weit“. Die vertraulichen Gespräche erfolgten laut des Bloomberg-Berichts, nachdem Elon Musk, der eine wichtige Rolle in Trumps künftiger Regierung spielen soll, auf seiner Plattform X die Freilassung Robinsons gefordert hatte.
Der Rechtspopulist Nigel Farage, Chef der Reform UK Partei, hat sich in der Vergangenheit wiederholt von Robinson distanziert. Bereits 2018 verließ er seine damalige Partei UKIP wegen deren „Besessenheit“ mit der Unterstützung Robinsons, den er als „völlig ungeeignet“ für die Politik bezeichnete. Robinson, der mit bürgerlichem Namen Stephen Yaxley-Lennon heißt, verbüßt derzeit eine 18-monatige Haftstrafe, nachdem er sich der Missachtung des Gerichts schuldig bekannt hatte.
Robinson gilt als einer der bekanntesten rechtsextremen Akteure in Großbritannien. Die von ihm mitbegründete „English Defence League“ wird von den britischen Behörden als rechtsextremistisch und islamfeindlich eingestuft. Robinsons einst bei Twitter (heute X) gesperrtes Konto wurde nach der Übernahme von Elon Musk im November 2023 wieder freigegeben.
Musk begründete seine Forderungen damit, dass Robinson seit langer Zeit auf mehrere Skandale aufmerksam gemacht habe. Darunter jener um ein vor gut einem Jahrzehnt entdecktes Netzwerk zum Missbrauch von Mädchen in mehreren englischen Ortschaften und Städten, darunter Rochdale, Rotherham und Oldham. Der britische Gesundheitsminister Wes Streeting hat die diese Argumentation zurückgewiesen. „Einige der Kritikpunkte, die Elon Musk geäußert hat, beruhen meiner Meinung nach auf Fehleinschätzungen und sicherlich auf Fehlinformationen“, sagte Streeting am Freitag gegenüber dem Fernsehsender ITV.
Auch von Farage gab es Widerspruch. Der sagte im rechten Fernsehsender GB News, Musk sehe Robinson als jemanden, der „gegen Missbrauchsgangs“ gekämpft. Er verwies aber darauf, dass Robinson nicht deshalb in Haft sitzt, sondern wegen Missachtung des Gerichts.
Tesla-Chef Elon Musk hat sich seit dem Wahlsieg von Premierminister Keir Starmer im Juli 2024 wiederholt in die britische Politik eingemischt. Er forderte Neuwahlen und rief die Briten zur Unterstützung der Reform-Partei auf. Seine jüngsten Äußerungen zu Robinson stoßen jedoch auch bei seinen bisherigen Unterstützern auf der britischen Rechten auf Ablehnung.
Auch die deutsche Demokratie nimmt der mutmaßlich reichste Mensch der Welt zunehmend ins Visier. So hatte Musk unter anderem Bundespräsident Steinmeier und Kanzler Scholz beleidigt sowie in einem umstrittenen Gastbeitrag für die Welt zur Wahl der AfD aufgerufen. Nun will er am 9. Januar ein Polit-Talk mit AfD-Chefin Alice Weidel führen. (nak)