Cambridge (England) – International agierende Menschenhändler haben über Jahre hinweg Menschen in eine McDonald’s-Filiale in England eingeschleust und ausgebeutet.
Erschreckend: Die Sklaven-Arbeiter mussten offenbar bis zu 100 Stunden die Woche schuften, der Lohn ging danach direkt an ihre Peiniger – und doch will niemand etwas bemerkt haben.
Sechs Mitglieder der kriminellen Bande sitzen mittlerweile in Haft. Jetzt packt erstmals einer der ehemaligen Angestellten über die damaligen Zustände bei McDonald’s aus.
In einem Interview mit dem britischen Sender „BBC“ erzählt Pavel aus Tschechien, wie er und weitere Landsleute 2016 unter falschen Versprechungen nach Cambridgeshire (Großbritannien) gelockt wurden. Viele der Männer seien zuvor wie er obdachlos oder süchtig gewesen.
In England angekommen, habe man ihnen die Pässe abgenommen und sie in einen undichten Schuppen und einen Wohnwagen ohne Heizung gepfercht. Die Drahtzieher, die tschechischen Brüder Ernest und Zdeněk Dřevěňák, brachten insgesamt neun Zwangsarbeiter in die McDonald’s-Filiale nach Caxton, sieben weitere in eine Fabrik.
„Wir hatten Angst“, sagte Pavel. „Ich dachte, wenn ich für McDonald’s arbeiten würde, wären sie vorsichtiger und man würde etwas bemerken.“
In dem Schnellrestaurant habe er 70 Stunden pro Woche gearbeitet, andere bis zu 100. Einer hätte sogar 30 Stunden am Stück Fast Food serviert. Den Ermittlungen zufolge wurden die Arbeiter per Video überwacht, durften kein Englisch sprechen, nicht telefonieren.
Obwohl alle Angestellten unter einer Adresse lebten, der gezahlte Mindestlohn auf andere Konten ging und ein Bandenmitglied sogar beim Bewerbungsgespräch dabei war, hat angeblich keiner die Warnsignale gesehen. Pavel: „Ich fühle mich von McDonald’s teilweise ausgenutzt, weil sie nichts unternommen haben.“
Laut Polizei seien die Opfer „wie Vieh“ gehalten worden, hatten gerade genug, „um am Leben zu bleiben.“ Die Bande hingegen lebte im Luxus. 2019 nahmen die Arbeiter Kontakt mit den Behörden in Tschechien auf, die ihre Kollegen in England informierten.
McDonald’s UK hat mittlerweile angekündigt, ihre Lieferketten und Betriebe genauer unter die Lupe zu nehmen: „Gemeinsam mit unseren Franchisenehmern haben wir Maßnahmen ergriffen, um die Fähigkeit unserer Mitarbeiter und Systeme zu stärken, potenzielle Risiken zu erkennen und abzuwehren“, hieß es in einer Stellungnahme.