Wegen der rechtsradikalen Ausschreitungen in britischen Städten hat die Justiz bisher Hunderte Menschen angeklagt, darunter auch zwei Zwölfjährige. Ein Junge soll sich in der nordwestenglischen Stadt Southport an Ausschreitungen beteiligt haben. In Manchester räumte ein gleichaltriger Junge ein, an zwei verschiedenen Tagen an Randalen teilgenommen zu haben.
Der Junge gestand am Montag vor einem Gericht in Manchester, während der Unruhen ein Wurfgeschoss auf einen Polizeiwagen geworfen zu haben. Er war nach Angaben der Staatsanwaltschaft an den Ausschreitungen vor einem Hotel in Manchester beteiligt, in dem Asylbewerber untergebracht sind.
Der Junge sei enger in die Gewalt verwickelt gewesen als alle anderen Angeklagte, die im Zusammenhang mit den Ausschreitungen bisher vor Gericht erschienen seien, “ob Erwachsene oder Kinder”, sagte die zuständige Richterin Joanne Hirst. Der Zwölfjährige, dessen Name wegen seines Alters nicht genannt werden darf, bliebt zunächst in Behördengewahrsam. Ein Urteil wird am 2. September erwartet.
Die Zwölfjährigen sind die bislang jüngsten Angeklagten, wie der Sender Sky News berichtete. In England beginnt die Strafmündigkeit ab dem Alter von zehn Jahren.
Bisher hat die Polizei insgesamt 927 Menschen festgenommen und davon 466 angeklagt. Mehrere Täter wurden bereits zu Haftstrafen verurteilt. Weil er sich an Unruhen an einem Hotel nahe Rotherham, in dem Asylbewerber untergebracht sind, beteiligte, muss ein 41-jähriger Mann für zwei Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Ein 18-Jähriger, der in der Stadt Darlington Steine auf Polizisten geworfen und über einen Treffer gejubelt hatte, erhielt anderthalb Jahre Jugendarrest.
Die britische Regierung zeigte sich zufrieden, dass sich die Lage zuletzt entspannt hat. Man bleibe aber wachsam und werde nicht nachlässig, sagte eine Regierungssprecherin. Sie lobte die schnelle Reaktion der Justiz. Premierminister Keir Starmer habe seinen Sommerurlaub auch wegen der Ausschreitungen und die Reaktion der Behörden darauf abgesagt, sagte die Sprecherin.
Nach Angaben des Branchenverbandes UK Hospitality brach der Umsatz im Gastgewerbe wegen der Ausschreitungen teilweise stark ein. Vorausgegangen war ein Messerangriff in Southport, bei dem drei Mädchen erstochen und mehrere Kinder verletzt wurden. In sozialen Netzen war die Falschmeldung geschürt worden, der Täter sei ein muslimischer Migrant. Der 17 Jahre alte Tatverdächtige wurde als Sohn von Ruandern in Großbritannien geboren.