In Deutschland und England soll es in der neuen Saison zu mehr Nachspielzeit kommen.Bild: www.imago-images.de
Am Freitag beginnt die neue Premier-League-Saison – und mit ihr kommen auch neue Regeln auf Spieler, Trainer und Fans zu. So sollen Rudelbildungen weniger und Nachspielzeiten mehr werden. Vor allem Letzteres erzürnt Spieler und Trainer.
Céline Feller / ch media
Natürlich ist Mikel Arteta erfreut. Weil im Community Shield vom Sonntag lange nachgespielt wird, kann Artetas Arsenal in der 101. Minute gegen Pep Guardiolas Manchester City zum 1:1 ausgleichen, sich ins Penaltyschiessen retten und schliesslich den ersten Titel der Saison gewinnen.
Es war ein erster Augenschein dafür, was die Premier League in der neuen Saison erwarten wird: Es wird so nachgespielt, wie man es von der Weltmeisterschaft in Katar kennt. Die längeren Nachspielzeiten sind aber nur eine von diversen Änderungen, welche die Premier League, gemeinsam mit der FA, der English Football League und der Schiedsrichter-Vereinigung beschlossen hat. Auch in der eine Woche später startenden Bundesliga gibt es Neuerungen. Die wichtigsten im Überblick.
Ein Plus bis zu 15 Minuten war an der WM mehr Norm denn Ausnahme und soll es auch in der Premier League und der Bundesliga werden. Die ausgedehnte Nachspielzeit soll frühere Regel-Änderungen wieder ausgleichen, so zum Beispiel, dass fünf Mal gewechselt werden darf und dass Goal-Checks via VAR deutlich mehr Zeit absorbieren. Der DFB, welcher die Regeln der Bundesliga vorgibt, argumentiert die verlängerte Nachspielzeit mit den immer ausschweifenderen Tor-Jubeln.
Nach einem Foul oder einem Pfiff eilen oft mehrere Spieler zum Unparteiischen, reden auf diesen ein. Manchmal umringt ihn gar eine halbe Mannschaft. In der Premier League ist damit jetzt Schluss. Die Teams sind angehalten, nur noch durch ihren Captain mit dem Schiedsrichter zu kommunizieren.
Solche Rudelbildungen will man in der Premier League nicht mehr sehen.Bild: keystone
Umringen zwei oder mehr Spieler den Schiedsrichter, sieht mindestens ein Spieler die gelbe Karte. Jeder weitere, der herbei eilt, soll auch verwarnt werden. Die Unparteiischen melden den Fall jeweils auch dem Verband. Wiederholungstäter sollen ausserdem mit Geldstrafen gebüsst werden.
Steht ein Spiel auf der Kippe, ist es üblich, dass nicht nur der Cheftrainer, sondern auch dessen Assistent in der Coachingzone Anweisungen gibt. Newcastle-Assistent Jason Tindall war beispielsweise über die ganze letzte Saison hinweg ein regelmässiger Gast in der Coachingzone. Nun schreibt die Premier League vor: Nur der Cheftrainer darf zuvorderst stehen. Weitere Personen dürfen nur direkt bei der Auswechselbank stehen, bestenfalls sitzen aber alle während des ganzen Spiels.
Nur noch die Cheftrainer dürfen in der Coaching Zone stehen.Bild: keystone
Es wurde in der vergangenen Saison zu einem unrühmlichen Trend: Die Schmäh-Gesänge der englischen Zuschauer. Als Beispiel: Die Anhänger von Liverpool mokierten sich über den Flugzeugabsturz vom Team von Manchester United, dessen Fans wiederum hämisch über die Toten von Hillsborough sangen. Dagegen greift die Premier League nun durch: Wer erwischt wird beim Singen solcher Lieder, muss mit einem Stadionverbot sowie mit einer möglichen strafrechtlichen Verfolgung rechnen.
Auch in der Bundesliga ändert sich etwas rund um das Schiedsrichtergespann. Fristete der vierte Offizielle bislang eher ein Schattendasein, wird er nun wichtiger. Der DFB schreibt: «Von der Wertschätzung und in Bezug auf die Mitarbeit und die Entscheidungsfindung wird er auf die gleiche Ebene wie die übrigen Schiedsrichter-Assistenten gehoben». Heisst konkret: «Wenn er die bessere Sicht als der Schiedsrichter auf eine Situation hat, soll er bei der richtigen Entscheidungsfindung unterstützen.»
Tritt ein Schütze bei einem Penaltyschiessen an, versucht der ihm gegenüberstehende Goalie oft, ihn abzulenken. Yann Sommers herausgestreckte Zunge ist bestens bekannt, andere Keeper springen an die Latte, von Pfosten zu Pfosten oder gestikulieren wild.
Die Torhüter in der Bundesliga werden in ihren Spielchen vor Elfmetern eingeschränkt.Bild: keystone
Unsportlich durften die Ablenkungen noch nie sein, jetzt präzisiert der DFB: «Der Torwart darf den Torpfosten, die Querlatte und das Tornetz nicht derart berühren, dass dadurch die Torlatte schwingt und der Schütze auf diese Weise irritiert wird.»
Die treibt vor allem die verlängerte Nachspielzeit um. Während Guardiola sich beschwerte, dass man so «morgen früh um 9 Uhr noch spiele», geht es den Spielern um ihre Gesundheit, wie Raphael Varane auf Twitter mitteilt. Der Verteidiger von Manchester United schreibt, dass Spieler und Trainer ihre Bedenken bezüglich des immer dichter werdenden Spielplans, der jetzt schon zu voll sei, bei der FA schon seit Jahren deponieren: «Es ist ein gefährliches Level für die Spieler – physisch, aber auch was die mentale Gesundheit angeht.» Dass man nun dennoch «längere Spiele, mehr Intensität und weniger Emotionen» wolle, lässt ihn fragen: «Warum werden unsere Meinungen nicht angehört?»
Spieler und Trainer fürchten um den Fussball, so Varane. «Diese Änderungen beschädigen unser Spiel.» (aargauerzeitung.ch)
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