Eloquent, schlagfertig und selbstbewusst – so präsentierte sich Thomas Tuchel bei seiner offiziellen Vorstellung als englischer Nationaltrainer. Die im Vorfeld seiner Verkündung medial angeheizten Kritik an seiner Nationalität konterte der 51-Jährige.

„Entschuldigung, ich habe leider einen deutschen Pass“, sagte der ehemalige Bayern-Coach, „aber ich kann Ihnen sagen, dass meine Leidenschaft für den englischen Fußball und die Liga schon immer eine große Rolle gespielt haben.“ Durch sein früheres Engagement beim FC Chelsea genießt Tuchel auf der Insel einen guten Ruf. Zudem betonte er mehrfach seine Freude über seine Rückkehr nach England.

„Ich hoffe, dass ich Sie überzeugen kann, dass ich die richtige Wahl bin und dass ich stolz bin, diesen Job zu haben. Das Ziel ist natürlich das Größte: der WM-Titel. Da sollte es egal sein, welche Nationalität im Pass steht“, erklärte Tuchel weiter seine ambitionierte Zielsetzung.

Die PK zum Nachlesen im Ticker.

Das war die erste Pressekonferenz von Thomas Tuchel als englischer Nationaltrainer.

„Wir arbeiten zum dritten Mal zusammen. Er hat viel Energie, eine hohe Qualität und viel Energie.“

„Nein, es ist nicht genug. Wir brauchen mehr Spiele für die Nationalmannschaften“, scherzt Tuchel: „Nein, für mich war es wichtig, sich auf einen klaren Rahmen zu konzentrieren. Wenn man sich den Zeitplan anguckt, werden wir nicht viel Zeit haben. Es ist natürlich herausfordernd für die Spieler, wenn sie nicht so viel Zeit haben, sich auszuruhen. Aber auch ich kann dabei lernen. Wir müssen aufpassen, dass wir die Spieler nicht überfrachten.“

Bullingham: „Als wir zuerst mit ihm gesprochen haben, hatten wir unseren Zeitrahmen und er hatte seinen. Das hat dann so zusammengepasst. Wir wollten uns auf die WM konzentrieren. Daher machte es für uns am meisten Sinn am 1.1.2025 zu starten. Und so machen wir das.“

„Am Ende muss unsere Spielweise erfolgreich sein. Wir sind natürlich extrem darauf ausgerichtet, mal wieder einen Titel zu gewinnen. Das müssen wir in unsere Spielweise einfließen lassen, gleichzeitig das Physikalische in unser Spiel bringen. Ich weiß, dass wir nicht viel Zeit haben. Normal mag ich das. Jetzt haben wir nicht mehr so viel Trainingszeit. Deswegen ist es umso wichtiger eine klare Message an die Spieler zu haben und zu zeigen, was wir von ihnen erwarten. Wir dürfen uns nicht nur auf die Ergebnisse versteifen, wir dürfen uns aber nicht hinter einer fixen Spielweise verstecken. Das geht Hand in Hand.“

„Ich weiß nicht. Es ist schon ein bisschen ein Glücksspiel. Aber vielleicht auch nicht. Wir haben ein Ziel. Wir verstehen, dass wir es vielleicht nicht hätten aussprechen sollen. Aber wir haben es getan. Am Ende können Sie entscheiden, ob es erfolgreich war.“

„Ich mag das Land, den Humor, die Lebensweise, die Einstellung der Fans und was sie von Spielern erwarten. Das schärft auch den Charakter der Spieler. Diesen Geruch des englischen Fußballs wieder zu spüren, macht mich sehr glücklich. Ich bin froh, wieder hier zu sein. Ich mochte es gern, ich war alle drei Tage in einem anderen Stadion. Ich mag den Humor, ich habe mich immer sehr willkommen gefühlt.“

„Ich liebe es, hier in England zu leben. Ich will natürlich auch nah bei meiner Familie in Deutschland sein, aber ich werde auch hauptsächlich in England leben.“

Bullingham: „Wir hatten ungefähr zehn Leute auf der Liste. Aber wir sind unglaublich froh, dass Thomas sich für uns entschieden hat.“

„Die Art und Weise wie es (der England-Job, Anm. d. Red.) mir präsentiert wurde, war sehr vertraulich und aufregend. Wir hatten einfach gute Gespräche. Es war grundsätzlich die Entscheidung für diesen Job und nicht gegen etwas anderes. Gespräche mit anderen Klubs werde ich grundsätzlich nicht kommentieren.“

„Ich habe mit niemandem gesprochen. Wir haben das sehr vertraulich behandelt. Ich habe nicht mit Harry oder Gareth Southgate gesprochen. Das mache ich immer so. Bezüglich der Kapitänsfrage ist es noch ein bisschen zu früh. Aber was ich von Harry Kane halte, weiß jeder. Ich habe viel dafür getan, dass er zu Bayern München kommt.“

„Die Abläufe und Zeitpläne sind jetzt andere. Aber ich wollte genau das. Für mich war klar, ich kann hier etwas lernen. Wir können es am Ende hinbekommen, dass wir alle besser werden.“

„Wir werden sehen. Wir haben ausgemacht, was in den 18 Monaten passiert. Dann sehen wir weiter. Ich habe gute Erfahrungen mit anderthalbjährigen Verträgen. Leider. Ich arbeite noch an der Langfristigkeit. Ich bin es gewohnt, im täglichen Ablauf mit Spielern zu arbeiten. Das ist jetzt etwas Neues. Das ist das letzte Stück, das mich begeistert ist, war dieser Zeitrahmen. Er hilft uns, dass wir den Fokus nicht verlieren. Erst die Qualifikation zu bestehen und dann das Turnier zu bestreiten. Wir wollen das Bestmögliche erreichen. Und dann sehen wir weiter.“

„Mir ist bewusst, was er hier im Verband aufgebaut hat. Nun ist es an uns, unsere eigenen Spuren zu hinterlassen. Wir werden versuchen, den nächsten Schritt zu machen.“

Kurios: Tuchel wird auf Deutsch nach Vorbehalten gefragt, er antwortet auf Englisch: „Jeder hat seine Meinung. Ich kann auch nachvollziehen, dass jemand sagt, er hätte gerne einen englischen Nationaltrainer für die englische Nationalmannschaft. Aber ich finde, wir sollten unsere faire Chance bekommen. Vielleicht kann dann auch der eine oder andere über meinen deutschen Pass hinwegsehen. Wir versuchen, die Zweifler mit unseren Leistungen zu überzeugen.“

„Man sieht das Abschneiden bei den letzten Turnieren. Wir haben Spieler, die in den besten Ligen der Welt spielen. Wir haben die Voraussetzungen. Wir sind uns komplett davon überzeugt. Wenn wir dann noch unsere Werte einbauen, können wir etwas erreichen. Wir sind zuversichtlich. Wir glauben, dass wir mit unseren Erfahrungen im Klubfußball dieser Mannschaft etwas geben können. Auch wenn wir das große Ziel ausgesprochen haben, den zweiten Stern holen zu wollen, spielt das für mich keine Rolle. Ich werde alles geben.“

„Ich habe kein Problem mit dem Druck. Inwieweit das Privatleben durchleuchtet wird, ist nicht so wichtig. Es ist jetzt für mich ein Privileg, ich habe eine große Leidenschaft für den Sport.“

„Ich habe erfahren, dass es eine persönliche Entscheidung ist, ob ich die Nationalhymne mitsinge oder nicht. Ich habe sie mehrmals erlebt. Ich finde sie sehr bewegend. Für dieses Thema werde ich mir noch etwas Zeit lassen. Aber ich werde der Hymne und dem Land immer mit Respekt gegenübertreten.“

„Mir wurde klar gesagt, es geht um Fußball. Das hat mich schnell begeistert. Es ist natürlich etwas anderes, als im Klubfußball. Aber es passt zu mir, zu meinem Charakter. Ich habe nach wie vor gute Erinnerungen an England. Die Anfrage kam für mich zum perfekten Zeitpunkt. Wir haben eine gemeinsame Vision. Jetzt freue ich mich, dass ich hier sein darf. Ich weiß, dass viele Pokale fehlen im Vergleich zu anderen Ländern. Daran wollen wir arbeiten.“

„Ich bin neugierig, ich bin sehr interessiert und einfach aufgeregt, mit dem Verband zusammenzuarbeiten. Das, was Gareth Southgate aufgebaut hat, wollen wir weiterentwickeln.“

„Ich bin sehr emotional und leidenschaftlich. Ich liebe, was ich tue. Diese Aufgabe hat mich nochmals etwas jünger gemacht und der Ausblick, diese unglaublich talentierte Truppe hier in Wembley zu betreuen. Das hat mich in meine Teenager-Zeit zurückversetzt, so aufgeregt zu sein.“

Bullingham: „Wir haben nach dem besten Trainer gesucht, mit dem wir am ehesten kalkulieren können, dass wir nach 1966 mal wieder einen Titel holen können. Deswegen sind wir froh, dass Thomas hier ist.“

Tuchel: „Entschuldigung, ich habe leider einen deutschen Pass. Aber ich kann Ihnen sagen, dass meine Leidenschaft für den englischen Fußball und die Liga schon immer eine große Rolle gespielt haben. Ich hoffe, dass ich Sie überzeugen kann, dass ich die richtige Wahl bin und dass ich stolz bin, diesen Job zu haben. Das Ziel ist natürlich das Größte: der WM-Titel. Da sollte es egal sein, welche Nationalität im Pass steht.“

„Ich habe schnell verstanden, dass es ein großer Job ist. Ich habe gelernt in der Vergangenheit, dass man nichts vergleichen sollte. Es ist ein Privileg. Es ist eine neue Rolle, ich komme aus dem Klubfußball. Die FA hat mir klargemacht, dass es hier um Fußball geht. Als mir der Zeitrahmen aufgezeigt wurde, dass es ab Januar losgeht bis zur WM, war ich Feuer und Flamme. Wir wollen die nächsten Schritte gehen.“

„Ich bin natürlich sehr aufgeregt, als neuer England-Trainer vorgestellt werden. Ich habe eben ein Zitat von Pelé gelesen: ‚Wembley ist das Herz und die Kathedrale des Fußballs.‘ Ich freue mich, hier zu sein. Ich freue mich auf die Aufgabe mit aufregenden und talentierten Spielern.“

„Es ist ein aufregender Tag für den englischen Fußball. Wir glauben, dass Thomas uns hilft, bei den nächsten Turnieren unsere Ziele zu erreichen. Wir haben eine Idee entwickelt, wer neuer Nationaltrainer werden soll. Wir haben uns mit verschiedenen Kandidaten auseinandergesetzt. Uns war klar, dass wir Thomas gern haben wollen würden“, sagt FA-Boss Bullingham.

Der Protagonist sitzt auf dem Podium, die PK beginnt.

Als dritter ausländischer Nationaltrainer nach Sven-Göran Eriksson und Fabio Capello beginnt Tuchels Aufgabe als Trainer der Three Lions offiziell am 1. Januar 2025. Zur Laufzeit seines Vertrags machte der Verband keine Angaben. Tuchel soll das Team um Kapitän Harry Kane bei der WM 2026 zum ersten Titel seit dem legendären Triumph von 1966 führen. Tuchels bis 2025 laufender Vertrag beim FC Bayern war vorzeitig aufgelöst worden, er verließ die Münchner im Sommer nach einer Saison ohne Titel.

Willkommen zur PK mit dem neuen England-Coach Thomas Tuchel und FA-Boss Mark Bullingham. Die PK beginnt um 14.30 Uhr.