Bei der kommenden Wahl im Vereinigten Königreich (UK) tritt mit Steve Endacott nur augenscheinlich ein Mensch an. Er vertritt quasi eine KI.
Um welche Wahl geht es hier? Großbritannien wählt im Juli 2024 ein neues Unterhaus. Dieses bestimmt über Gesetzgebung und Staatshaushalt. Es ist das im Alltag entscheidendste Organ der britischen Demokratie. In ihm sitzen Abgeordnete aus Nordirland, Wales, Schottland und England.
Eine KI steht also auf dem Wahlzettel? Nein, nicht ganz. Auf dem Wahlzettel wird der englische Unternehmer Steve Endacott stehen, aber hinter ihm steht eine KI sowie ein Avatar, AI Steve. Wenn er also gewählt werden würde, säße er zwar im Parlament, aber wie er bei Abstimmungen entschiede oder wie er politisch verhalte, würde die KI entscheiden.
Was hat das mit Black Mirror zu tun? Black Mirror ist eine Science-Fiction/Dystopie-Serie auf Netflix. Eine Folge behandelt die Geschichte der KI-Comedy-Figur Waldo, die sich in die Politik einmischt – mit unterschiedlichsten Konsequenzen.
Auch im Wahlkampf soll der Avatar eine wichtige Rolle spielen und mit den Wahlberechtigten interagieren. Berichtet hat hierüber unter anderem Independent, eine Zeitung aus England.
Wer ist Steve Endacott? Endacott ist ein englischer Unternehmer und Investor aus Rochdale. Dabei handelt es sich um eine Stadt in Nordwestengland. Er glaubt, beurteilt nach seinem Blog, fest an eine Zukunft in der Interaktion per Sprache mit KI eine gewichtige Rolle in allen Bereichen der Gesellschaft einnimmt. Sein beruflicher Schwerpunkt lag vor seinem Teilruhestand in der Reisebranche.
Was soll die KI genau tun? Laut den Aussagen während eines Interviews mit Steve Endacott, das die Independent mit ihm führte, wolle er sieben Tage die Woche, 24 Stunden Zugang zur KI ermöglichen. Über verschiedene Stufen hinweg, die auch Freiwillige aus Rochdale einschließen, sollen die von der KI ausgewählten Vorschläge in die politische Arbeit Endacotts eingebracht werden.
Was will AI Steve umsetzen? Der Quasi-Sprecher der KI fordert beispielsweise:
Wir sprechen hier von der Neuerfindung der Demokratie, indem die Wähler direkt mit ihren Abgeordneten interagieren und ihnen mitteilen können, was sie fordern – und zwar aus der Gemütlichkeit ihrer eigenen Wohnzimmer.
Steve Endacott oder AI Steve – oder auch beide, via Independent
Mal abwarten, ob er mit KI mehr Erfolg bei der Realisation seiner politischen Ambitionen hat. Bei der zurückliegenden Wahl 2022 erreichte er nur 487 Stimmen und verfehlte damit den angestrebten Sitz um Längen. Vielleicht triumphiert er ja jetzt als Sprecher und ausführender Arm von AI Steve.
Apropos künstliche Intelligenz: Abseits der Politik sind die multitalentierten Helferlein schon länger nicht mehr wegzudenken, aber oft sind sie auch die Bösewichte in Geschichten. Im Fall vom SciFi-Strategiespiel Stellaris trifft beides zu. Denn die Entwickler bei Paradox Entertainment setzten bei der Erstellung des neuesten Addons „The Machine Age“ nicht nur auf die ein oder andere KI-Kreation, sondern heben Maschinenintelligenz auch erzählerisch auf eine komplett neue Stufe – als Feind oder auch als Freund.