Große Ehre für Felix Zwayer: Der deutsche Schiedsrichter darf das EM-Halbfinale zwischen Niederlande und England pfeifen. Dort trifft er auf einen alten Bekannten mit heikler Vorgeschichte.
Für den 43-Jährigen wird damit nicht nur ein Traum wahr, sondern auch Dortmund zu seinem neuen Glücksort. Denn für Zwayer ist es schon das dritte Spiel im Westfalenstadion, das er bei dieser EM leiten darf. Dort war er schon der Schiedsrichter bei den Partien Italien gegen Albanien (2:1) und Portugal gegen Türkei (3:0) – beide Male blieb er ohne gravierenden Fehler. Und das ist auch bei der UEFA offenbar so angekommen.
Denn auch im Achtelfinale war Zwayer schon im Einsatz, hatte mit dem eindeutigen Spiel zwischen Rumänien und Niederlande (0:3) keine Probleme. Nun kommt es zum Wiedersehen mit der “Elftal”, die am Mittwoch (10.07.2024) gegen England in Dortmund um das Finalticket kämpfen wird.
Assistiert wird Zwayer an den Linien erneut von Stefan Lupp und Marco Achmüller. Vierter Offizieller ist Daniel Siebert, der bei der EM ebenfalls als Hauptschiedsrichter zum Einsatz gekommen war. Als Video-Referees sind Bastian Dankert und Christian Dingert vorgesehen, ihnen steht Marco Fritz zur Seite.
Im Halbfinale kommt es für Zwayer zum Wiedersehen mit Englands Jude Bellingham, der den Referee Ende 2021 – damals BVB-Spieler – nach dem Topspiel gegen den FC Bayern verbal attackiert hatte. “Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland“, wunderte sich Bellingham damals und sorgte für große Diskussionen in Fußball-Deutschland. Zwayer wies Bellinghams Vorwürfe 2021 entschieden zurück, legte nach dem Spiel aber auch aufgrund massiver Anfeindungen eine mehrwöchige Pause ein.
Zwayer spielte eine Rolle im Manipulationsskandal um Robert Hoyzer im Jahr 2004, ein Verfahren wurde im November 2005 wegen geringfügiger Schuld gegen eine Geldstrafe eingestellt. Es gab jedoch “nicht unerhebliche Bedenken”, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft damals. 20 Jahre nach dem Hoyzer-Skandal ist Zwayer auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen.
Zwayer ist erst der vierte deutsche Schiedsrichter, der ein Halbfinale oder Finale bei einem großen Turnier leiten darf. Der erste, dem diese Ehre zuteil wurde, war der Markranstädter Rudi Glöckner. Er durfte als relativ unerfahrener Schiedsrichter das WM-Finale 1970 zwischen Brasilien und Italien vor 107.000 Zuschauern in Mexiko-Stadt leiten. Er wurde von der FIFA dafür ausgewählt, weil die Italiener keinen südamerikanischen und die Brasilianer keinen etablierten europäischen Unparteiischen akzeptierten. Die mexikanische Tageszeitung El Heraldo urteilte später: “Der DDR-Unparteiische amtierte im Stile eines Klassemannes.“
34 Jahre später durfte der Kaiserslauterner Markus Merk das EM-Finale zwischen Griechenland und Portugal leiten. Es kam zum sensationellen EM-Sieg der von Otto Rehhagel trainierten griechischen Nationalmannschaft. Bei der vergangenen Europameisterschaft 2021 pfiff Felix Brych das Halbfinale des späteren Europameisters Italien gegen Spanien. Wie bei bisher allen Auftritten deutscher Schiedsrichter bei Finalen und Halbfinalen leitete er das Spiel nahezu fehlerlos.
Spiel | Ergebnis | Schiedsrichter |
---|---|---|
WM-Finale 1970 | Brasilien – Italien 4:1 | Rudi Glöckner (DDR) |
EM-Halbfinale 1972 | Sowjetunion – Ungarn 1:0 | Rudi Glöckner (DDR) |
EM-Halbfinale 2000 | Italien – Niederlande 3:1 i. E. | Markus Merk |
EM-Finale 2004 | Portugal – Griechenland 0:1 | Markus Merk |
EM-Halbfinale 2021 | Italien – Spanien 4:2 i. E. | Felix Brych |