Im EM-Viertelfinal treffen die beiden Länder aufeinander. Doch wer setzt sich neben dem Platz durch? Wir haben unter anderem Peach Weber gegen Mr. Bean antreten lassen.
Es ist unsere Pflicht. Wir müssen es (erneut) tun: uns mit anderen vergleichen! Zweimal schon haben wir so Ihre und unsere Nerven strapaziert, zweimal hat die Schweiz danach auf dem Platz nicht verloren. Gegen Deutschland gab es ein 1:1, bis in die Nachspielzeit roch es nach Sieg, gegen Italien ein famoses 2:0. Für den Halbfinaleinzug stechen wir diesmal augenzwinkernd in See Richtung englischer Küste. Ahoi!
Ja, ja, Potter hat die Zauberwelt gerettet. Er hat seine Eltern verloren, einen Basilisken getötet, mit Schlangen gesprochen, Quidditch-Turniere gewonnen, die grosse Liebe gefunden und am Ende Lord Voldemort und andere Tunichtgute überlebt. Aber nie, wirklich nie ist er losgezogen und hat im tiefsten Winter die grösste Glocke aus der Frühsommeralphütte im Maiensäss geholt. Schellen-Ursli machte das natürlich im tiefsten Schneetreiben, ohne magischen Schnickschnack und potterschen Hang zum Selbstmitleid («Aua, meine Narbe»).
Unser Punkt. 1:0 Schweiz!
Wo wir schon bei Ursli und seinen Glocken sind. Ein paar solche, und die Männer der Schweizergarde wären reif für den Zirkus. Oder zumindest für Auftritte an Kindergeburtstagen. Im Ernst: Im Vergleich zu den Wachen der Royal Guards, die auch dann keine Miene verziehen, wenn Influencer aus aller Welt um sie herumtanzen (hohes Aggressionspotenzial!), wirkt die Schweizergarde im Vatikan halt etwas clownhaft.
Darum: Punkt für die Engländer – Ausgleich.
Alles andere als clownhaft: Thatcher gilt als die «Eiserne Lady» – das Original. Immer umstritten, doch von Anhängern verehrt und zur Kultfigur stilisiert, macht sich Thatcher als erste Premierministerin Englands mit ihrer rigorosen Politik weltweit bekannt. Die Schweiz kontert mit der eisernen Lady der Ostschweiz. Die St. Gallerin fusioniert kurzerhand die zwei grössten Schweizer Banken, wird darauf von der «Financial Times» zu einer der einflussreichsten Frauen der Welt gekürt und hat ebenfalls den Ruf, mit eiserner Hand zu politisieren.
Doch am Schluss gewinnt – wie so oft – das Original. Punkt England, 1:2.
Seine Majestät! Kleine Ohren, dicke Oberarme. Herr über maximal 154 Quadratmeter Sägemehl. Das ist Schwingerkönig Joel Wicki aus dem Entlebuch. Seinen Titel 2022 erkämpft in Pratteln. 2025 will er ihn im Glarnerland verteidigen. His Majesty! Grosse Ohren, dünne Oberarme. Herr über rund 245’000 Quadratkilometer. Das ist King Charles aus dem Hause Windsor. Den Titel geerbt, und eine Verteidigung nicht nötig – also quasi geschenkt.
Wyberhaken Wicki, Jubel Schweiz! 2:2.
Fisch im frittierten Teig. Heiss, knusprig, fettig. Am besten Bier im Teig – und auch im Glas daneben. Ein Bild, hierzulande allsommerlich zu sehen am Fischessen der lokalen Angelkünstler, auf der Insel allregnerisch zu sehen in jedem verdammten Pub. Auf dem Teller zeigt sich äusserlich kaum ein Unterschied, doch der Schein trügt. Zarte Egliknusperli aus den nahen Gewässern, mit Hochkunst in Teig drapiert. Das englische Pendant kommt ölig daher. Zubereitet in Fritteusenöl, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob es der Pub-Pächter nicht wie die Möbel vom Vorbesitzer übernommen hat.
Petri Heil und bloody hell, Punkt für uns! 3:2.
Anfield hat den FC Liverpool. Das Brügglifeld den FC Aarau. In Anfield singen sie «You’ll Never Walk Alone». Im Brügglifeld «Brügglifeld olé». Anfield wurde 2023 ausgebaut. Das Brügglifeld 1924 gebaut. In Anfield sind City, United und Arsenal Gast. Im Brügglifeld Wil, Carouge und Vaduz. Anfield hat 60’725 Sitzplätze. Das Brügglifeld 1187. In Anfield zaubert Mohamed Salah. Im Brügglifeld David Acquah. Anfield ist legendär. Das Brügglifeld auch!
Aber gut, wir geben es ja schon zu. Punkt England.
Was interessieren uns Milliarden verkaufte Tonträger und kreischende Teenies auf dem ganzen Planeten, wenn wir Züri West haben? Schliesslich geht es in der Musik um Gefühle. Und das macht es eben aus. Züri West braucht keine Züri-West-Mania, um diesen Punkt für die Schweiz zu ergattern. Denn Züri West singt für uns, nur für uns und nicht für die ganze Welt. «I schänke dir mis Härz», «Fingt ds Glück eim?», natürlich ist das schöner als «Hey Jude» oder «Let It Be».
Unser Punkt also. Wir Schweizer sind ja gern exklusiv. 4:3 für uns.
Die englische Eleganz in ihrer flüssigen Form. Ein Hauch von Authentizität huscht durch einen, auf einem Sessel im Landhaus-Stil sitzend und einen English Breakfast Tea schlürfend. Als wäre man gerade fester Bestandteil eines x-beliebigen Rosamunde-Pilcher-Films. Ein Gefühl der Erhabenheit. Weniger elegant, doch umso frischer kommt hier die gute alte Ovi um die Ecke. Der Geschmack des Schweizer Kultgetränks steckt wohl noch in aller Munde hierzulande. Sei es die warme Ovi an einem kalten Morgen vor dem Skifahren oder die kalte im Sommer vor dem Schulbeginn. Ein treuer Begleiter und ein Schluck Bodenständigkeit, der uns alle eint.
Punkt Schweiz. 5:3.
Keine Chance für die Schweiz, gegen Monty Python verliert jede Comedy-Combo.
Halb so schlimm für die Schweiz, dieser Punkt für England – it’s just a flesh wound. Anschluss zum 4:5.
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«Hamlet»! «Romeo und Julia»! Shakespeare, dieser Teufelskerl, verzaubert die Leute seit dem 16. Jahrhundert, und auch die gefühlt 48’000. Reinszenierung eines seiner Theaterstücke lässt die Kassen klingeln. Ein verrückt produktiver Mann, wie auch Friedrich Dürrenmatt einer war. Auch seine Dramen fanden den Weg ins Theater, und mit ihnen erlangte der Schweizer Weltruhm. Und wir haben es nahezu alle gelesen – «Die Physiker». Ein Buch, das in jeden Schweizer Haushalt gehört, wie die Kombination aus Aromat und Maggi.
Es ist ein Schweizer Sieg der Melancholie – der Verbundenheit. 6:4 für die Schweiz.
Sie sind die personifizierten Nineties, Scary, Baby, Ginger, Posh und Sporty Spice, keine Familie, aber als Quintett die Spice Girls. 1996 nahm die Spicemania ihren Lauf, die Ära der Girlbands startet mit einer gehörigen Portion englischer Würze. 100 Millionen verkaufte CDs sollten folgen. Alles begann mit ihrem Hit «Wannabe», Möchtegern. Und hier kommt die Schweiz ins Spiel. Die erste Halbzeit komplett verschlafen, castet 2001 auch die Schweiz ihre erste Girlband. Das Ergebnis? Tears. Nie gehört? Gut so! Der Name ist Programm. Da können einem die Tränen kommen!
Doppelschlag England zum 6:6. Es geht in die Verlängerung.
Zeit für die Schweiz, ein Schwergewicht in den Ring zu schicken. Peach Weber sitzt in seiner Ecke auf einem Stuhl, das knallige Hawaii-Hemd ist Beweis für sein unerschütterliches Selbstbewusstsein. Sein Gegenüber? Nennt sich Mr. Bean, Herr Bohne, trägt einen Anzug und rote Krawatte – und zuckt ob des Gegners zusammen. Weber wirft sich ein Pilzli ein, trinkt einen Gäxpresso und schmettert der Bohne ein provokantes Guguuseli entgegen. Bean erstarrt, stammelt immer wieder seinen Namen vor sich hin und stülpt sich einen Truthahn über den Kopf.
Gägsgüsi England, aber der Punkt geht an uns. Die Schweiz steht im Halbfinal!
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