Der Tech-Milliardär Elon Musk arbeitet sich an der britischen Politik ab. Diesmal steht Reform-Chef Nigel Farage unter Beschuss.
London – Die Botschaft war eindeutig: „Die Reform-Partei braucht einen neuen Chef“, schrieb Elon Musk auf seiner Plattform X, auf der er sich seit Monaten intensiv mit der Politik in Großbritannien beschäftigt. „Farage hat nicht das Zeug dazu.“
Die Nachricht kam für den britischen Rechtspopulisten Nigel Farage völlig überraschend. Erst Mitte Dezember hatte sich der Chef der migrationsfeindlichen Partei Reform UK mit dem Berater von Donald Trump in Florida getroffen. Anschließend betonte Farage, Musk habe „bei uns keinen Zweifel“ hinterlassen, „dass er hinter uns steht“.
Zu dieser Zeit bestätigte Farage auch erstmals Gerüchte über eine mögliche Großspende von Musk für Reform UK. Laut Medienberichten war der Tech-Milliardär bereit, bis zu 100 Millionen Dollar (rund 96,5 Millionen Euro) an Farages Partei zu spenden. Musk hatte bereits mindestens 270 Millionen Dollar investiert, um Trump den Sieg bei der US-Wahl im November zu sichern.
Doch nun scheint Musk den Rechtspopulisten als Fehlbesetzung auf seinem Posten zu sehen. Der Grund? Offenbar hängt das mit Tommy Robinson zusammen, einem Rechtsextremisten, der derzeit wegen Missachtung des Gerichts in Großbritannien im Gefängnis sitzt. Am 2. Januar hatte Musk Robinsons Freilassung gefordert.
Farage war anderer Meinung. Robinson pflege das Narrativ, ein „politischer Häftling“ zu sein, das sei „aber nicht ganz richtig“, sagte der Reform-Parteichef. Daraufhin fiel Farage bei Musk in Ungnade. Anschließend betonte Farage, Musk sei „ein bemerkenswertes Individuum“, in dieser Angelegenheit stimme er jedoch nicht mit ihm überein. Er glaube nicht, dass Robinson der richtige Mann für Reform UK wäre.
Nigel Paul Farage |
3. April 1964 |
Farnborough |
Reform UK |
Kirsten Farage (verh. 1999 |
Musk hat sich wiederholt in die britische Innenpolitik eingemischt und die Regierung von Premierminister Keir Starmer diffamiert. Auf dem Höhepunkt der Unruhen in England und Nordirland im Sommer, prophezeite Musk, dass „ein Bürgerkrieg unvermeidlich“ sei.
Im November startete Musk dann seine erste große Attacke. „Die Menschen in Großbritannien haben genug von einem tyrannischen Polizeistaat“, schrieb er auf seiner Plattform X. „Sie lassen verurteilte Pädophile frei, um Leute wegen ihrer Beiträge in den sozialen Medien einsperren zu können“, behauptete Musk und warnte vor Reisen nach Großbritannien.
Anfang Januar kritisierte Musk die Regierung in London dafür, nicht genug zur Aufklärung früherer Missbrauchsskandale zu tun. Er forderte, dass König Charles III. das Parlament auflösen solle, obwohl der König dies nur auf Anweisung des Premierministers tun kann. Musk schrieb auch, dass Staatssekretärin Jess Phillips „ins Gefängnis“ gehöre.
Am 6. Januar ließ Musk schließlich auf X darüber abstimmen, ob Amerika das britische Volk von seiner „tyrannischen Regierung“ befreien solle.
Musk hat im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 auch gegen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gewettert, den er als „Trottel“ („fool“) beschimpfte. Zudem bezeichnete er Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als „Tyrannen“. Überdies rief er zur Wahl der AfD auf, die vom Bundesverfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall und von einigen Landesverfassungsschutzbehörden als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Und in einem Gastbeitrag für die Welt am Sonntag schrieb Musk, die Partei sei „der letzte Funke Hoffnung“ für Deutschland. Am 9. Januar will er sich mit der designierten AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel auf seiner Plattform X austauschen.
Fraglich scheint, ob Nigel Farage nach den jüngsten Attacken noch einmal einen Gesprächstermin mit Elon Musk bekommen wird. Derzeit muss der Brexit-Befürworter wahrscheinlich sogar eher um seinen Posten als Parteichef von Reform UK bangen. Im Streit über den britischen Rechtsextremisten Tommy Robinson hat Musk ihn jedenfalls fallenlassen. (cs mit Agenturen)