pte20111129043 Medien/Kommunikation, Forschung/Entwicklung
Locomotive: Auch Deutschland digitalisiert (Foto: Staatsbibliothek Berlin) |
London (pte043/29.11.2011/13:45) Die British Library http://www.bl.uk hat Artikel von mehr als 200 verschiedenen Zeitungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert digitalisiert. Die Online-Volltextsuche kann ab sofort online in Anspruch genommen werden. Der Zugriff auf die Artikel kostet außerhalb der Lesesäle allerdings Geld. Das Projekt der britischen Nationalbibliothek ist bislang einzigartig. “Wir stehen gegenwärtig noch ganz am Anfang der Digitalisierung. Derzeit laufen keine Projekte zur Digitalisierung von Zeitungen. Allerdings ist der Bestand der Deutschen Nationalbibliothek auch nicht so groß wie der in England”, sagt Kurt Schneider von der Abteilung Digitale Dienste der Deutschen Nationalbibliothek http://d-nb.de gegenüber pressetext.
Unschätzbarer Wert
Der umfangreiche Zeitungsbestand, der zum Großteil aus dem 19. Jahrhundert stammt, ist für die Forschung von großem Wert. Vor allem die Möglichkeit zur kompletten Durchsuchung der Texte birgt hier großes Potenzial. Das Archiv zeichnet ein komplettes Bild des Alltags der damaligen Zeit. Für Medienschaffende ist vor allem interessant, dass die Diskussionen über den Schutz der Privatsphäre von Prominenten und die zunehmende Boulevardisierung der Medien auch schon vor 300 Jahren geführt wurden. Die Suchfunktion ermöglicht es, sehr rasch an spezifische Informationen zu gelangen.
“Ich habe nach meinem Heimatort Wantage gesucht und innerhalb von Sekunden 42.000 Treffer erhalten”, sagt der britische Kulturminister Ed Vaizey. Die aufwendige Digitalisierungsarbeit, die diese detaillierte Suche ermöglicht, hat die Firma Brightsolid http://brightsolid.com übernommen. Bis zum Jahr 2020 sollen insgesamt 40 Mio. Zeitungsseiten gescannt werden. Die Digitalisierung dient auch dem Erhalt der wertvollen Archive. Das Papier, auf dem Zeitungen gedruckt wurden, ist nämlich oft von schlechter Qualität. “Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Papier mit Holzabschliff verwendet. Dieses löst sich aber mit der Zeit praktisch auf”, sagt Schneider.
93 Euro pro Jahr
Der Zugriff auf die britischen Archive kostet für 48 Stunden etwa acht Euro. Für ein Jahr sind 93 Euro zu berappen. In Deutschland gibt es in einzelnen Bibliotheken Bestände an alten Zeitungen. “Wir digitalisieren fortlaufend Zeitungen. Allerdings setzen wir auf Klasse statt Masse. Soeben haben wir 201 Auusgaben der Zeitung Locomotive aus dem Revolutionsjahr 1848 digital verfügbar gemacht. Eine zentralisierte Vorgehensweise zur Digitalisierung von historischen Zeitungen gibt es in Deutschland nicht”, sagt die Berliner-Staatsbibliothek-Sprecherin Jeanette Lamble http://staatsbibliothek-berlin.de im Gespräch mit pressetext. Die digitalisierten Bestände aus Berlin sind kostenlos einzusehen.
Die Deutsche Nationalbibliothek gibt es erst seit 1913. Sie hortet relativ geringe Bestände an historischen Zeitungen. Nach 1945 begann schnell die Archivierung auf Mikrofilm. Die Staatsbibliotheken, beispielsweise in Berlin und Bayern, haben eigene Abteilungen zur Digitalisierung ihrer Bestände eingerichtet. Auch die Zeitungen selbst haben teilweise elektronische Archive. Von einer Digitalisierung im Umfang der britischen Sammlung sind die deutschen Bibliotheken aber noch weit entfernt.
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